Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2024; 19(01): 65-78
DOI: 10.1055/a-2091-3520
Beckengürtel und untere Extremität

Kniegelenknahe Amputationen

Bernhard Greitemann
,
Kim Glapa
,
Julia Wolke

Kniegelenknahe Amputationen sind die mit am häufigsten durchgeführten Amputationen. Sie werden in der Regel bei Durchblutungsstörungen, nicht mehr beherrschbaren Infektionen (hauptsächlich bei liegender Kniegelenkendoprothese), Tumoren und Traumata durchgeführt. Dabei sind in dieser überschaubaren anatomischen Region 4 prinzipiell unterschiedliche Amputationsniveaus und -techniken möglich mit unterschiedlichen Indikationen, technischen Voraussetzungen und Ergebnissen. Der Orthopäde und Unfallchirurg sollte alle 4 Techniken beherrschen und in der Differenzialindikation einsetzen können.

Kernaussagen
  • Kniegelenknahe Amputationen sind u. U. indiziert bei Durchblutungsstörungen, nicht mehr beherrschbaren Infektionen (hauptsächlich bei liegender Kniegelenkendoprothese), Tumoren und Traumata.

  • Prinzipiell sind 4 unterschiedliche Amputationsniveaus und -techniken möglich:

    • Unterschenkelamputation nach Burgess,

    • Unterschenkelamputation nach Brückner,

    • Kniegelenkexartikulation,

    • transkondyläre Amputation.

  • Es sollte so viel wie möglich an Extremitätenlänge erhalten werden: Eine Unterschenkelamputation ist einer Kniegelenkexartikulation und diese wiederum einer Oberschenkelamputation grundsätzlich funktionell überlegen.

  • Die Nervenversorgung (N. peroneus, N. tibialis und N. suralis) muss gewissenhaft durchgeführt werden (Cave: Nerven haben teilweise Begleitarterien!).

  • Alle Knochenkanten sollten gemäß der späteren Prothesenbelastung sorgfältig abgerundet werden.

  • Die Hautnaht sollte spannungsfrei erfolgen.

  • Auf eine ausreichende Drainage ist zu achten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. Februar 2024

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  • Literatur

  • 1 Destatis. Gesundheit/Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik)/Operationen und Prozeduren der vollstationären Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern. Wiesbaden: 2019
  • 2 Burgess EM. General Principles of Amputation Surgery. In: Atlas of Limb Prostheses, Am. Acad. Orthop. Surg.. St. Louis: Mosby; 1981
  • 3 Greitemann B. Amputationen. In: Kohn D. Expertise Knie. Stuttgart: Thieme; 2016: 455-463
  • 4 Brückner L. Die standardisierte Unterschenkelamputation nach Brückner bei chronisch arterieller Verschlußerkrankung im Stadium IV nach Fontaine. Oper Orthop Traumatol 1992; 4: 63-72
  • 5 Baumgartner R. Zur Geschichte der Knieexartikulation. MOT 2006; 124: 7-16
  • 6 Greitemann B. Baumgartner R. Operationstechnische Möglichkeiten zur Erhaltung eines endbelastbaren Knieexartikulationsstumpfes. Z Orthop 1994; 132: 221-226 DOI: 10.1055/s-2008-1039966. (PMID: 8048261)