Pneumologie 2024; 78(12): 1035-1044
DOI: 10.1055/a-2097-5347
Fort- und Weiterbildung

Integration von Palliativmedizin bei pneumologischen Erkrankungen

Integration of Palliative Medicine in respiratory care
Sandra Delis
,
Rüdiger Karpf-Wissel

Die palliativmedizinische Begleitung von Patient*innen mit pneumologischen Erkrankungen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert – dies v.a. im pneumoonkologischen Bereich sowie in der Akut- und Intensivmedizin. Für Patienten*innen mit nicht malignen Lungenerkrankungen findet die palliativmedizinische Mitbehandlung allerdings häufig sehr spät im Krankheitsverlauf statt. Unser Artikel soll Anreize und Erklärungen geben für eine zeitgemäße Integration von Palliativmedizin – unabhängig von der Grunderkrankung.

Abstract

Palliative medical care for patients with pulmonary diseases has improved significantly in recent years – particularly in the field of pneumooncology and in acute and intensive care medicine. For patients with non-malignant lung diseases, however, palliative care is often provided very late in the course of the disease. Our article is intended to provide incentives and explanations for the contemporary integration of palliative care – regardless of the underlying disease.

Kernaussagen
  • Patienten*innen mit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Lungenerkrankungen und ihre Angehörigen weisen vielfältige Belastungen in der körperlichen, psychologischen, sozialen und spirituellen Dimension auf.

  • Die palliativmedizinische Versorgung von Patienten*innen mit nicht malignen Lungenerkrankungen ist schlechter als die von Patienten*innen mit Lungenkarzinom.

  • Ziel der palliativen Begleitung ist die Linderung von Symptomen, welche im Rahmen der Erkrankung auf der körperlichen, psychologischen, sozialen und spirituellen Ebene auftreten können.

  • Standardisierte Screening-Verfahren erleichtern die routinemäßige Erfassung der Belastungen der Patienten*innen.

  • Die „Surprise Question“ kann bei positiver Beantwortung die Indikationsstellung für eine palliativmedizinische Beratung unterstützen

  • Bei der palliativmedizinischen Versorgung steht die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten*innen und auch der Angehörigen sowie die Thematisierung und Berücksichtigung der Wünsche am Lebensende im Vordergrund.

  • Um der Versorgung der schwerstkranken und sterbenden Patienten*innen umfassend Rechnung zu tragen, müssen Teams multiprofessionell und sektorenübergreifend arbeiten.

  • Palliativmedizin ist nicht an die Dignität der jeweiligen zugrunde liegenden Erkrankung, sondern v.a. an die durch sie verursachte Symptomlast gebunden.

  • Palliativmedizin steht nicht in Konkurrenz zu den üblichen Behandlungsstrategien, sondern stellt im Sinne eines kooperativen Modells eine sinnvolle Erweiterung des Behandlungsspektrums dar.

  • Die frühzeitige Beratung zu palliativmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten sowie eine vorausschauende Versorgungsplanung inklusive der Erstellung einer Vorsorgevollmacht und einer Patientenverfügung kann eine Übertherapie am Lebensende verhindern.

  • Alle Patienten*innen mit einer zum Tode führenden (pneumologischen) Erkrankung sollen Zugang zu Informationen über Palliativversorgung haben und allen Patienten*innen mit einer schwergradigen, zum Tode führenden (pneumologischen) Erkrankung soll Palliativversorgung angeboten werden.



Publication History

Article published online:
13 December 2024

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