Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2023; 51(03): 168-174
DOI: 10.1055/a-2107-7771
Kasuistik

Diagnostik und Therapie bei der Hüftgelenksluxation des Schafes

Chirurgische Reposition bei einer Hüftgelenksluxation nach ventral und medial mittels Toggle Pin und iliofemoraler SchlingenfixationDiagnostic procedures and treatment of a ventromedial coxofemoral luxation in sheepSurgery and open reposition of a ventromedial coxofemoral luxation with a toggle-pin and iliofemoral sling fixation
Birgit Altenbrunner-Martinek
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Vetmeduni Wien, Österreich
,
Katrin Schieder
2   Bildgebende Diagnostik, Department für Kleintiere und Pferde, Vetmeduni Wien, Österreich
,
Britta Vidoni
3   Universitätsklinik für Kleintiere, Department für Kleintiere und Pferde, Vetmeduni Wien, Österreich
,
Thomas Wittek
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Vetmeduni Wien, Österreich
,
Reinhild Krametter-Frötscher
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Vetmeduni Wien, Österreich
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Zusammenfassung

Ein 2,5 Jahre altes weibliches Walliser Schwarznasenschaf wurde mit dem Vorbericht einer plötzlich nach dem Scheren aufgetretenen Lahmheit an die Universitätsklinik für Wiederkäuer der Veterinärmedizinischen Universität Wien überwiesen. Das Schaf zeigte eine mittelgradige gemischte Lahmheit der rechten Hinterextremität, der Hüftgelenksbereich war bei Palpation schmerzhaft, die Beckengliedmaße wurde gestreckt vorgeführt. Nach der klinischen Untersuchung wurde die Verdachtsdiagnose einer rechtsseitigen Hüftgelenkluxation gestellt, die im Anschluss radiologisch bestätigt wurde. Es lag eine Luxatio ossis femoris dextra nach kaudoventral und medial vor. Unter Vollnarkose erfolgte eine offene, manuelle Reposition. Als prosthetischer Bandersatz für das Femurkopfband wurde ein Toggle Pin eingesetzt, die weitere Stabilisierung erfolgte mittels einer iliofemoralen Schlingenfixation in der Faszie der Glutealmuskulatur. Die Bewegungsmöglichkeiten des Schafes während der postoperativen Heilungsphase wurden stark eingeschränkt und 8 Wochen Boxenruhe eingehalten. Die Heilung verlief komplikationslos. Bei telefonischer Nachfrage 6 Monate nach dem chirurgischen Eingriff war das Schaf lahmheitsfrei, lief mit der Herde mit und zeigte ein ungestörtes Allgemeinverhalten.

Die offene, chirurgische Reposition des Hüftgelenkes nach erfolgter Luxation ist auch beim Schaf sehr gut durchführbar, die Wahl der Operationstechniken wird vom Ausmaß der traumatischen Schädigung und der Luxationsrichtung bestimmt. Limitierend für den Operationserfolg und den Einsatz in der Nutztierpraxis sind neben dem raschen Eingreifen nach erfolgtem Trauma vorwiegend die Bereitschaft des Tierbesitzers, die mit dem Eingriff in Vollnarkose verbundenen Kosten zu tragen und die lange postoperative Nachbetreuung mit kontrollierter Bewegungseinschränkung durchzuführen.

Abstract

A 2.5-year-old female Valais black-nosed sheep was referred to the University Clinic for Ruminants at the University of Veterinary Medicine Vienna, with a history of sudden lameness after shearing. The sheep showed a moderate mixed lameness of the right hind limb, the hip joint area was painful on palpation; the pelvic limb was presented as stretched as possible. After the clinical examination, the suspected diagnosis of a right-sided hip joint dislocation was made, which was subsequently confirmed radiologically (luxatio ossis femoris dextra to caudoventral and medial). An open, manual reposition was performed under general anesthesia. A toggle pin was used as a prosthetic ligament replacement for the femoral head ligament, further stabilization was achieved by means of an iliofemoral loop fixation within the fascia of the gluteal muscles.

The movement possibilities of the sheep during the postoperative healing phase were severely restricted and 8 weeks of stall rest were ensured. The healing process was uncomplicated. Telephone enquiry 6 months following the surgical intervention revealed that the sheep was free of lameness, kept up with the herd, and displayed a normal general condition.

The success of surgery and the use of the procedure in livestock practice is limited by the necessity of rapid intervention after the trauma has occurred, the willingness of the animal owner to bear the costs associated with the operation under general anesthesia as well as to ensure the long post-operative follow-up care with controlled restriction of movement.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 12. Januar 2023

Angenommen: 10. März 2023

Artikel online veröffentlicht:
11. August 2023

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