Neurologie up2date 2024; 07(04): 341-359
DOI: 10.1055/a-2127-2819
Immunvermittelte und erregerbedingte Erkrankungen des ZNS

Update virale Infektionen des ZNS

Matthias Maschke

Virale Enzephalitiden sind hierzulande vergleichsweise selten geworden, gehören aber weltweit immer noch zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Durch Fernreisen und sog. emerging Viruses könnten die Zahlen jedoch auch in Westeuropa wieder dramatisch zunehmen. Kenntnisse zu viralen Infektionen des ZNS sind insofern im klinischen Alltag unabdingbar, um rasche und richtige Therapieentscheidungen treffen zu können.

Kernaussagen
  • Virale Enzephalitiden gehören weltweit weiterhin zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und sind in Westeuropa – obwohl hierzulande selten geworden – aufgrund des Klimawandels und zahlreicher Fernreisen wieder häufiger zu verzeichnen.

  • Bei der viralen Enzephalitis gibt es keine erregerspezifischen Symptome.

  • Die Differenzialdiagnose viraler Enzephalitiden ist vielschichtig und kompliziert.

  • Eine möglichst rasche Diagnosestellung und Therapieeinleitung sind essenziell.

  • Das bildgebende Untersuchungsverfahren der Wahl ist die kraniale Kernspintomografie (cMRT); laborchemisch ist der Wert des C-reaktiven Proteins (CRP) von höchstem Interesse. Methode der Wahl zum Nachweis einer viralen Infektion des ZNS ist die Polymerasekettenreaktion (Multiplex-PCR).

  • Bei Menschen mit HIV-Infektion ist ein spezielles diagnostisches und therapeutisches Vorgehen indiziert, da hier HIV-typische Veränderungen zu berücksichtigen sind.

  • Bei klinischem Verdacht auf eine virale Enzephalitis muss zunächst eine empirische Therapie mit Aciclovir begonnen werden. Je nach Verdacht und ggf. Erregernachweis kann sich eine spezifische Therapie anschließen.

  • Die Entwicklung einer autoimmunen Enzephalitis in der Folge einer viralen Enzephalitis ist möglich, insbesondere bei HSV-Typ-1-Enzephalitiden. Postviral kann es auch zu einer akuten disseminierten Enzephalomyelitis oder zur Maximalvariante, der akuten hämorrhagischen Leukoenzephalitis, kommen.

  • Die Prognose ist erregerabhängig sehr unterschiedlich.

  • Zur Prävention ist die Impfung gegen einige enzephalitsauslösende Viren verfügbar und empfohlen.



Publication History

Article published online:
03 December 2024

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