PPH 2023; 29(06): 261
DOI: 10.1055/a-2154-2022
Editorial

Liebe Leser*innen,

Alexandra Köckritz

im CNE Schwerpunkt dieser Ausgabe befassen wir uns mit der queersensiblen Pflege – ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Als ich nach fünf Jahren des Haderns, der Zweifel und Ängste mit 18 den Mut aufbrachte und mich outete, hatte ich Angst davor, abgelehnt zu werden – und das, obwohl ich eine tolle Familie und Freundinnen und Freunde hatte und diese Ängste letztlich unbegründet waren. Leider läuft es nicht immer so komplikationslos und auch ich habe als junge lesbische Frau Mitte der 1990er-Jahre andere Erfahrungen machen müssen. Ich kenne Menschen, deren Familien sich aufgrund ihrer Homo- oder Transsexualität abgewendet haben. Und ich kannte Menschen, die sich aufgrund dieses Drucks das Leben nahmen.

Dennoch wird von manchen Menschen der heteronormativen Gesellschaft suggeriert, dass man sich entscheiden könne, ob man schwul, lesbisch, bi, trans oder was auch immer wird. Dem ist nicht so und wohl kaum jemand würde sich bewusst dafür entscheiden, stigmatisiert, ausgegrenzt und benachteiligt zu werden! Dies gilt auch für unsere queeren Patient*innen, nur, dass sie sich auch ihre psychische Erkrankung und die häufig damit einhergehende Doppelstigmatisierung nicht ausgesucht haben. Oftmals ist die psychische Erkrankung nur Folge der unterdrückten Sexualität und Identität oder der Ausgrenzung durch nahestehende Menschen.

LGBTIAQ+ ist nicht ansteckend, nimmt niemandem seine Rechte und Freiheiten und insbesondere ist es nicht krankhaft oder widernatürlich. Wir sprechen von Menschen, die ohne Verurteilung leben und lieben wollen. Abgesehen von gesetzlichen Vorgaben haben wir Pflegende einen Ethikkodex, der uns verpflichtet, alle Menschen respektvoll und ohne Wertung zu behandeln. Ich bitte Sie: Seien Sie offen, schaffen Sie für queere Patient*innen einen sicheren Raum und tolerieren Sie keine Homophobie!

Ich wünsche Ihnen interessante Einblicke und einen bereichernden Jahresausklang.

Ihre

Alexandra Köckritz

Herausgeber

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Stefan Blumenrode
Pflegepädagoge B. A., Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, Leiter der Weiterbildung Psychiatrie am Klinikum Stuttgart
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Daniela Franke-Luderer
Diplompädagogin, Krankenschwester, Leiterin der Weiterbildung Pflege in der Psychiatrie an der Christlichen Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe in Halle/Saale
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Heike Jansen
Pflegeexpertin, M. A. Diplompflegepädagogin, Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie, Universitätsklinikum Freiburg Department für Psychische Erkrankungen
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Alexandra Köckritz
Fachkrankenschwester für Psychiatrie, Leiterin der Weiterbildung Psychiatrie an der Akademie im Park in Wiesloch, Dozentin für verschiedene Bildungseinrichtungen, Mitglied der Expertengruppe der Internationalen Fachtagung für Psychotherapie und Psychosomatik in der Pflege in Kloster Irsee
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Silke Mathes
Diplom-Pflegewirtin, Krankenschwester, systemische Coach und Supervisorin (i. A.) Stabstelle Pflegeentwicklung am Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR in Klingenmünster
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Joergen Mattenklotz
Supervisor, PDL, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, Leitung Arbeitskreis Ambulante Pflege Kreis Soest; Absolvent Experte für Edukation und Beratung Uni-versität Witten/Herdecke, Fachbuchautor, Dozent für psychiatrische Pflege u. a. FH Bern/Schweiz, Lehrdozent psychiatrische Pflege u. a. Akademie für Pflege und Gesundheit Esta BW Lippstadt, Leitung Weiterbildung palliative Pflege Arbeitskreis Kreis Soest


Publication History

Article published online:
04 December 2023

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