Journal Club AINS 2023; 12(04): 196-197
DOI: 10.1055/a-2180-0843
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Prämedikationsvisite aus Distanz dem persönlichen Aufklärungsgespräch nicht unterlegen

Bei Kindern vor Sedierung für eine MRT-Untersuchung führte eine telefonische Prämedikationsvisite nicht zu einer verringerten Zufriedenheit bei Eltern und Anästhesisten. Es traten auch nicht häufiger Komplikationen auf. Diese Erkenntnisse leiteten Nadine Strassberger-Nerschbach und Kollegen aus einer prospektiven, randomisierten und kontrollierten Studie im Universitätsklinikum Bonn ab.

Fazit

Die Autoren der Studie folgern aus ihren Ergebnissen, dass eine Prämedikationsvisite aus Distanz, bestehend aus einem Aufklärungsvideo und einem Telefongespräch, bei einfacheren anästhesiologischen Prozeduren ein persönliches Prämedikationsgespräch vor Ort ersetzen kann, ohne an Qualität einzubüßen. Auch das Komplikationsrisiko scheint sich durch ein Aufklärungsgespräch auf Distanz nicht zu erhöhen. Einschränkend sollte jedoch erwähnt werden, dass es sich bei den Kindern um bereits wiederholte Eingriffe handelte: Nur für insgesamt 15 % aller Kinder war es die erste MRT-Untersuchung mit Sedierung. Ein höherer Anteil der Kinder aus der Distanzgruppe hatte zuvor bereits 2 oder mehr Narkosen erhalten (71,4 vs. 63,8 %). Auch die ASA-Klassifizierung unterschied sich in beiden Gruppen: In der Distanzgruppe wiesen 65,5 % der Kinder einen ASA-Status von 3 oder 4 auf und in der Vor-Ort-Gruppe nur 44 %.

Die Wissenschaftler fordern daher einerseits die Erstellung von Leitlinien für Prämedikationsvisiten auf Distanz und andererseits weitere Studien, um zu bestätigen, dass Distanzvisiten machbar und umsetzbar sind. Bestenfalls sollten dafür standardisierte Fragebögen benutzt werden.



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Article published online:
30 November 2023

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