Kinder- und Jugendmedizin 2024; 24(02): 91
DOI: 10.1055/a-2216-6666
Editorial

Schlafmedizin und Schlafforschung

Tanja Poulain
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Dr. med. Tanja Poulain

Liebe Leserinnen und Leser,

diese Ausgabe der Zeitschrift Kinder- und Jugendmedizin widmet sich der Schlafmedizin und der Schlafforschung. Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter sind keine Seltenheit und können den Alltag der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigen. Schlafmangel und schlafbedingte Auffälligkeiten können sich nicht nur in Form von Müdigkeit oder Erschöpfung zeigen, sondern sich auch durch viele andere Verhaltensweisen, z. B. mangelnde Aufmerksamkeit und erhöhtes Erregungsniveau, sowie generell geringes Wohlbefinden bis hin zu depressiver Verstimmung äußern.

Ursachen für Schlafauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter umfassen unter anderem körperliche oder mentale Belastungen sowie äußere Einflussfaktoren und Schlafhygiene. Ebenso vielfältig wie die Ursachen von Schlafauffälligkeiten sind die Diagnosemethoden (z. B. Fragebögen und Schlaflabor) und die Behandlungsmöglichkeiten (z. B. Anpassung von Schlafbedingungen, Verhaltenstherapie, Behandlung von zugrundeliegenden Erkrankungen).

In diesem Schwerpunktheft beleuchten Schlafforscherinnen und Schlafforscher verschiedene Aspekte des Schlafes im Kindes- und Jugendalter. Prof. Paditz aus Dresden berichtet in seinem ersten Beitrag über die Bedeutung und mögliche Langzeiteffekte von Melatonin bei der Behandlung von Schlafstörungen im Kindesalter. In einem zweiten Beitrag schildert er, wie vor fast 100 Jahren die nicht-evidenzbasierte Empfehlung, Säuglinge in Bauchlage zu positionieren, die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes gesteigert hat. In den beiden Beiträgen von Herrn Dr. Seebauer und Prof. Kerzel aus Regensburg und Frau PD Dr. Quante et al. aus Tübingen werden schlafbezogenen Atmungsstörungen thematisiert. Während im ersten Beitrag ein Überblick über die Erkrankung, Symptome sowie Diagnose- und Behandlungskriterien gegeben wird, beschreibt der zweite Artikel die Behandlung des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms bei Kleinkindern mit Robinsequenz. Herr Mollin et al. aus Potsdam berichten in ihrem Beitrag über das im Kindes- und Jugendalter unterdiagnostizierte Restless-Legs-Sydrom, entsprechende Diagnostik und Therapiemöglichkeiten. In den beiden Artikeln von Frau Ordnung und Herrn Prof. Genuneit sowie Frau Dr. Poulain et al. aus Leipzig werden zwei Studien aus dem Bereich der pädiatrischen Schlafforschung vorgestellt. Frau Ordnung präsentiert Daten zu Schlafdauer und -qualität bei Jugendlichen, die in unterschiedlichen ländlichen Wohnumgebungen aufwachsen. Frau Dr. Poulain zeigt, inwiefern das Schlafverhalten von (werdenden) Müttern mit dem Alter der Kinder und der Schlafkonstellation innerhalb der Familie zusammenhängt.

Dieses Schwerpunktheft verdeutlicht, wie wichtig der Schlaf von Kindern und Jugendlichen für ihre gesunde Entwicklung ist, wie Schlafauffälligkeiten erkannt und behandelt werden können und wie vielfältig die entsprechende Medizin und Forschung auf diesem Gebiet sind.

Ich danke den Autorinnen und Autoren, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben, und wünsche den Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre!

Dr. rer. nat. Tanja Poulain

Gastschriftleiterin



Publication History

Article published online:
12 April 2024

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