Aktuelle Kardiologie 2024; 13(02): 102-108
DOI: 10.1055/a-2236-8477
Kurzübersicht

Initiale Behandlung des akuten Koronarsyndroms: prähospitale Logistik und Notfalltherapie

Initial Therapy of Acute Coronary Syndrome: Prehospital Logistics and Emergency Treatment
Evangelos Giannitsis
1   Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN27178)
,
Michael Preusch
1   Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN27178)
,
Norbert Frey
2   Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg Zentrum für Innere Medizin, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN155992)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Die prähospitale Phase vom medizinischem Erstkontakt, d. h. Phase des ACS, bis zur Einlieferung ins geeignete Krankenhaus ist von großer Bedeutung, da in dieser Zeit eine Triage des Patienten stattfindet und Entscheidungen getroffen werden zur optimalen Verbringung des Patienten. In Deutschland steht dafür flächendeckend eine Bandbreite etablierter Versorgungseinheiten wie Chest Pain Units und primäre PCI-Zentren sowie „Cardiac Arrest Center“ zur Verfügung, sodass Zeitverluste bis zu einer primären Revaskularisierung oder definitiven Diagnose oder Differenzialdiagnose minimiert werden können. Neben der Überwachung der Vitalparameter und des EKGs kann eine Analgesie, Antikoagulation und ggf. antithrombozytäre Therapie bereits vor Krankenhausaufnahme initiiert werden.

Abstract

The prehospital phase from initial medical contact, i.e. the ACS phase, to admission to the appropriate hospital is of great importance, as the patient is triaged during this time and decisions are made on how best to transport the patient. In Germany, a range of established care units such as chest pain units and primary PCI centers as well as cardiac arrest centers are available throughout the country, so that time lost until primary revascularization or definitive diagnosis or differential diagnosis can be minimized. In addition to monitoring vital signs and ECG, analgesia, anticoagulation and, if necessary, antiplatelet therapy can be initiated prior to hospital admission.

Was ist wichtig?

Der medizinische Erstkontakt entscheidet je nach Ersteinschätzung über die Notwendigkeit eines Transports in eine geeignete Einrichtung. Je nach klinischem Kontext stehen dafür in Deutschland für Notfälle spezialisierte Einrichtungen zur Verfügung. Nach einer Reanimation sollte, sofern in erreichbarer Nähe, ein „Cardiac Arrest Center“ angefahren werden, wo eine spezialisierte interdisziplinäre Versorgung stattfinden soll. Die Versorgung von Herzinfarkten sollte in Herzinfarktnetzen organisiert sein. Das prähospitale EKG ist für die Transportlogistik von zentraler Bedeutung. Eine weitere Verbesserung der prähospitalen Diagnostik und Risikoeinschätzung durch eine prähospitale Biomarkerbestimmung mittels „Point-of-Care“-Labor im Rettungswagen erscheint möglich, bedarf aber weiterer klinischer Validierung. Hingegen sollte die digitale Übermittlung des präklinischen EKGs in ein kardiologisches Zentrum (Chest Pain Unit, CPU) bereits Standard sein. Patienten mit ST-Strecken-Hebungen müssen direkt in ein PCI-Center (PCI: perkutane Koronarintervention) transportiert werden, um unter Beachtung strenger Zeitvorgaben eine rasche Wiedereröffnung des Infarktgefäßes zu ermöglichen. Eine idealerweise prähospitale Thrombolyse sollte in Deutschland nur als unwahrscheinliche Ausnahme bei einer zu langen Verzögerung von Erstkontakt zur Einlieferung ins PCI-Zentrum erwogen werden. Patienten mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom ohne ST-Strecken-Hebungen im EKG sollten idealerweise in eine Chest Pain Unit verbracht werden, die in Deutschland flächendeckend verfügbar sind. Die pharmakologische Begleittherapie ist in Deutschland auf wenige Substanzen limitiert.



Publication History

Article published online:
05 April 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany