Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2024; 21(01): 24-31
DOI: 10.1055/a-2243-2994
Übersicht

Whitepaper: Weiterbildung in der bildgebenden und interventionellen Mammadiagnostik

Whitepaper: Training in Diagnostic and Interventional Breast Radiology
1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Würzburg, Germany
,
Thorsten Alexander Bley
1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Würzburg, Germany
,
2   Radiology, Radiologie München, München, Germany
,
Detlef Wujciak
3   Radiologische Praxis (BAG Radiologie-Onkologie), Berufsverband der Deutschen Radiologen e. V. – Präsident, Halle (Saale), Germany
,
4   Institute of Diagnostic Radiology, University Hospital Regensburg, Germany
,
5   Clinic for Diagnostic and Interventional Radiology, DIAKOVERE Henriettenstift, Hannover, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Die Mammadiagnostik stellt einen integralen Bestandteil der Radiologie dar und unterliegt strengen Qualitätskontrollen. Dabei ist eine präzise Diagnostik durch multimodale Befunderhebung mittels Mammografie, Sonografie und MRT unter Einschluss bildgestützter Biopsie- und Markierungsverfahren oftmals entscheidend und muss durch Expert:innen mit Kenntnissen und Fertigkeiten in allen diesen Verfahren zusammengeführt werden. Aufgrund zahlreicher Veränderungen der Versorgungsstrukturen ist die Mammadiagnostik jedoch zunehmend in Richtung großer, spezialisierter Zentren verlagert worden, wodurch Engpässe im Rahmen der Weiterbildung in der Erlangung von Fallzahlen in der Breite der Weiterbildungsstätten entstehen. Das vorgelegte Whitepaper fasst zunächst die Rahmenbedingungen zusammen und stellt Positionen der beteiligten Fachgesellschaften dar.

Methode Unter Leitung der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) wurden mit Beteiligung von Vertreter:innen der AG Mammadiagnostik der DRG, des CAFRAD (Chefarztforum Radiologie), der KLR (Konferenz der Lehrstuhlinhaber für Radiologie e. V.), des Forum Junge Radiologie (FJR) der DRG und des Berufsverband der Deutschen Radiologen e. V. (BDR) Lösungsansätze diskutiert und konsentiert, die in Zukunft für die Weiterbildung in der Mammadiagnostik bedeutend sein werden.

Ergebnisse Neben der etablierten Weiterbildung an der primären Weiterbildungsstätte soll durch flexible einrichtungs-, fachdisziplin- und sektorenüberschreitende Weiterbildungskooperationen sowie Integration von Fallsammlungen und engerer Zusammenarbeit von Weiterbildungsstätten mit Brustzentren und Mammografiescreening-Einheiten eine qualifizierte Weiterbildung sichergestellt werden. Unverzichtbar ist, dass Kurse und Fallsammlungen in Kooperation mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften und in Einklang mit deren Standards erstellt werden, insbesondere wenn die Bearbeitung solcher Fallsammlungen anteilig auf die Weiterbildung angerechnet werden soll. Der Schwerpunkt der Weiterbildung muss weiterhin in der Patientenversorgung erfolgen. Maximal ein Drittel der in der Muster-Weiterbildungsordnung (M-WBO) geforderten Fälle sollen durch ein Training anhand einer zertifizierten Fallsammlung möglich sein.

Schlussfolgerungen Um die Weiterbildung in der Mammadiagnostik weiterhin auf hohem fachlichem Niveau zu gewährleisten, ist ein Paradigmenwechsel mit einer engeren Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie Offenheit von Landesärztekammern und Fachgesellschaften für neue Weiterbildungskonzepte notwendig.

Kernaussagen:

  • Die Mammadiagnostik ist ein wichtiger Bestandteil der radiologischen Weiterbildung.

  • Strukturelle Änderungen haben insbesondere an kleineren Weiterbildungsstätten zu Problemen bei der Erfüllung der Richtzahlen der WBO geführt. Eine verbesserte Integration dieser neuen Strukturen und ihre Öffnung für Belange der Weiterbildung sind notwendige Schritte, um eine qualitätsgesicherte Ausbildung radiologischen Nachwuchses sicherzustellen.

  • Die Integration von zertifizierten Fallsammlungen ermöglicht eine qualitätsgesicherte Weiterbildung, bei onlinebasierten Formen auch überregional. Unter Beachtung des „Blended-learning-Prinzips“ sollte die ärztliche Weiterbildung mit max. einem Drittel der benötigten Fallzahlen anhand einer zertifizierten Fallsammlung ergänzt werden können.

  • Rechtlich abgesicherte, kurz- und mittelfristige Hospitationen sollen die Weiterbildung ergänzen.

Zitierweise

  • Sauer ST, Bley TA, Wenkel E et al. Whitepaper: Training in Diagnostic and Interventional Breast Radiology. Fortschr Röntgenstr 2024; 21: 24–31

Abstract

Purpose Breast imaging represents an integral part of radiology and is subject to strict quality controls. Regarding this, precise diagnostics including multimodal assessment by mammography, sonography, and MRI, including image-guided biopsy and localization procedures, is often decisive and must be performed by experts with profound knowledge and skills in all of these procedures.

However, due to numerous restructurings, breast imaging has been shifted more and more towards large, specialized centers, resulting in less patient exposition and training opportunities for radiologists in smaller sites. The following whitepaper summarizes the current circumstances and discusses opinions of the participating societies.

Materials Under the leadership of the German Roentgen Society (DRG) and with the participation of the DRG's AG Mammadiagnostik, the CAFRAD (Chefarztforum Radiologie), the KLR (Konferenz der Lehrstuhlinhaber für Radiologie e. V.), the DRGʼs Forum Junge Radiologie (FJR) and the Berufsverband der Deutschen Radiologen e. V. (BDR), possible solutions were discussed and consented for a structured training in breast radiology in the future.

Results In addition to the teaching provided at the primary workplace, qualified training should be ensured through flexible, multi-institutional, interdisciplinary, and cross-sectoral collaboration. Furthermore, the integration of online case collections and close cooperation with certified breast cancer centers and mammography screening units is recommended. It is indispensible that online courses and case collections adhere to the standards of the national societies and include a maximum of one third of the required cases.

Conclusion In order to provide training in breast radiology at a high professional level, a paradigm shift with closer cooperation of all participants is necessary. This includes close collaboration of the breast imaging societies with the federal medical associations to establish new teaching concepts like e-learning in the training schedule of radiologists.



Publication History

Received: 26 August 2022

Accepted: 19 April 2023

Article published online:
22 March 2024

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