Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(20): 1200-1207
DOI: 10.1055/a-2248-1969
Dossier

Frauenspezifische Aspekte bei venöser Thromboembolie

Women-specific aspects of venous thromboembolism
Birgit Linnemann

Frauen haben ein höheres Lebenszeitrisiko für venöse Thromboembolien (VTE) als Männer. Hormonassoziierte Risikofaktoren wie Schwangerschaft, Kontrazeption und Hormon-Ersatztherapie tragen wesentlich dazu bei. In diesem Artikel wird anhand einer beispielhaften Kasuistik auf relevante frauenspezifische Aspekte im Hinblick auf das VTE-Management eingegangen.

Abstract

Women have a higher lifetime risk of venous thromboembolism (VTE) than men. Hormone-associated risk factors such as pregnancy, contraception and hormone replacement therapy contribute significantly to this. Contraception with combined hormonal contraception increases the risk of VTE in young women, with the extent of the increase in risk being determined by the level of the estrogen dose and the progestin component. After hormone associated VTE, temporary anticoagulation is sufficient in many cases, provided there are no additional persistent risk factors. Affected women should be informed that the risk of VTE recurrence is increased in a subsequent pregnancy and usually requires VTE prophylaxis with low molecular weight heparin during pregnancy. If the suspicion of recurrent VTE arises during pregnancy, diagnostics must be carried out promptly so that deep vein thrombosis and/or pulmonary embolism can be reliably confirmed or ruled out.

Kernaussagen
  • Das höhere Lebenszeitrisiko für VTE von Frauen im Vergleich zu Männern ist größtenteils auf die Exposition gegenüber hormonellen Risikofaktoren (Schwangerschaft, Kontrazeption, Hormon-Ersatztherapie) zurückzuführen.

  • VTE manifestieren sich bei Frauen häufiger als bei Männern als Lungenembolie.

  • Östrogenhaltige Kontrazeptiva erhöhen das VTE-Risiko um den Faktor 2–6.

  • Leitlinien empfehlen für alle Frauen im gebärfähigen Alter, die aufgrund einer manifesten VTE mit oralen Antikoagulanzien behandelt werden, eine sichere Schwangerschaftsverhütung.

  • Bei akuter VTE kann unter dem Schutz einer therapeutischen Antikoagulation eine kombinierte hormonelle Kontrazeption zunächst beibehalten werden, soll aber spätestens 6 Wochen vor Beendigung der Antikoagulation auf eine östrogenfreie Methode umgestellt werden.

  • Orale Gestagen-Monopräparate und Intrauterin-Devices mit Levonorgestrel erhöhen nach heutigem Kenntnisstand das VTE-Risiko nicht und können auch nach vorausgegangener VTE Anwendung finden.

  • Frauen erleiden seltener VTE-Rezidive als Männer.

  • Eine hormonassoziierte VTE in der Vorgeschichte indiziert in einer nachfolgenden Schwangerschaft eine medikamentöse VTE-Prophylaxe, die mit Bestätigung der Schwangerschaft begonnen und bis mind. 6 Wochen post partum fortgeführt werden sollte.

  • Jeder klinische Verdacht auf eine akute VTE in der Schwangerschaft erfordert eine zeitnahe Abklärung mittels bildgebender Verfahren, sodass eine sichere Therapieentscheidung getroffen werden kann.

  • In der 2023 aktualisierten AWMF-S2k-Leitlinie sind entsprechende diagnostische Algorithmen implementiert.



Publication History

Article published online:
23 September 2024

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