Pneumologie 2024; 78(06): 357-358
DOI: 10.1055/a-2264-7648
Pneumo-Fokus

Sektion 4

Infektiologie und TuberkuloseContributor(s):
Jessica Rademacher

Die Bedeutung der Themengebiete Infektiologie und Tuberkulose innerhalb der Pneumologie ist erheblich, da diese Gebiete Schlüsselrollen in der Prävention, Diagnose und Behandlung von Lungenkrankheiten spielen. Infektionen der Atemwege gehören weltweit und auch in Deutschland zu den häufigsten Krankheitsursachen. Tuberkulose ist eine spezifische und schwerwiegende Infektionskrankheit, die neben der Lunge auch andere Organe befallen kann. Daher ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig. Die Fachkompetenz der Behandlung der Tuberkulose sollte, auch bei extrapulmonalem Befall, in der Pneumologie liegen. Die Infektiologie bietet wichtige Einblicke in die Verhütung von Infektionskrankheiten, einschließlich Impfstrategien und öffentliche Gesundheitskampagnen, die darauf abzielen, die Übertragung von Krankheiten wie Tuberkulose zu reduzieren. Infektiologie und Tuberkulose in der Pneumologie erfordern ein interdisziplinäres Herangehen, das Expertise aus anderen Bereichen wie Epidemiologie, Immunologie und Mikrobiologie einschließt. Dies trägt zur Entwicklung von ganzheitlichen Behandlungsansätzen bei. Von der unkomplizierten viralen Bronchitis über das sepsisassoziierte Lungenversagen bis hin zum Post-COVID-Syndrom – die Sektion „Infektiologie und Tuberkulose“ befasst sich mit allen Aspekten pulmonaler Infektionen und der damit verbundenen Erregerabwehr. Die Sektion legt besonderen Wert darauf, die Kollegen aus Klinik, Niederlassung und Öffentlichem Gesundheitswesen, die sich schwerpunktmäßig mit pneumologisch-infektiologischen Erkrankungen beschäftigen, in die Tätigkeit unserer Sektion einzubeziehen. Da es bei den pulmonalen Infektionen multiple Berührungspunkte gibt, kooperieren wir erfolgreich mit anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP, dem DZK und den Sektionen „Pulmonale Infektionen“ und „Mykobakteriosen“ der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Um die Sektionsarbeit weiterhin zielführend und zukunftsweisend zu gestalten, fördern wir ausdrücklich das Engagement des ärztlichen und wissenschaftlichen Nachwuchses in unserem Bereich. Aktuell hat die Sektion 544 Mitglieder, davon 31% Frauen, deren Anteil in der Sektion im letzten Jahr einen leichten Zuwachs zeigte.

Aktivitäten 2022/2023 (Auswahl)

Die DGP hat mit der Sektion „Infektiologie und Tuberkulose“ eine Reihe an Stellungnahmen, Informationen und Empfehlungen verfasst. Hierzu gehörten Nutzenbewertungsverfahren zu Antibiotika, hier v.a. Reserveantibiotika. Es fand eine enge Zusammenarbeit mit dem RKI und den aktuellen Impfempfehlungen statt. Zudem wurden Stellungnahmen für das BMG verfasst. Mitglieder der Sektion waren und sind eng in Leitlinien involviert, hervorzuheben sind die S3-Leitlinie zu Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der HAP sowie die S2k-Leitlinie zur Bronchiektasenerkrankung und die stationäre Therapie von Patienten mit COVID-19, die als „Living Guideline“ fortlaufend aktualisiert wurde. Des Weiteren wird eine neue Leitlinie zur Tuberkuloseprävention bei Migrant*innen unter Federführung des DZK und Förderung durch den G-BA Innovationsfond aktuell erarbeitet.

In Zusammenarbeit mit der AG YoungDGP und Herr PD Dr. Borst (Fortbildungsakademie der DGP) wurden innerhalb der erfolgreichen DGP-Talk-Reihe, der neuen Talk-Reihe Pneumo4Coffee2go sowie dem YoungDGP Journal Club und im Webinar der DGP FoBi-Akademie Talks zu pneumologischen Aspekten infektiologischer Themen gehalten. Auf dem DGP wurde für Pneumo4Coffee2go ein Interview zur neuen S3-HAP-Leitlinie im Rahmen des Präsidentensymposiums gegeben.

Das Kompetenznetz CAPNETZ (www.capnetz.de) hat seine Aktivitäten auf klinischem Gebiet der Erforschung der ambulant erworbenen Pneumonie weiter fortgeführt. Im Berichtsjahr wurden erneut wichtige Studien aus der CAPNETZ-Gruppe in internationalen Journalen publiziert.

Das deutsche Bronchiektasen-Register PROGNOSIS (www.bronchiektasen-register.de) hat mithilfe von CAPNETZ seit Juni 2015 über 1700 Patienten an Zentren aller Versorgungsstufen (Unikliniken, Fachkliniken und pneumologische Praxen) rekrutiert. Mittlerweile sind >1200 Verlaufsdatensätze vorhanden. Nach den ersten Publikationen in den Jahren 2022 und 2023 geht es in den nächsten Jahren weiter.

DGP-Kongress 2023

Die Sektion 4 war beim 63. Kongress der DGP vom 20.–23.03.2024 an einer Vielzahl von Veranstaltungen beteiligt, u.a. in Kooperationen mit den anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP sowie dem Arbeitskreis „Respiratorisches System“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG).

Die Themen der Symposien der Sektion 4 auf dem 64. DGP Kongress 2024 in Mannheim waren:

Mukoobstruktive Erkrankungen, Neue Leitlinie zur Nosokomialen Pneumonie, Pneumonie bei Immunsuppression: eine zunehmende Herausforderung, Update Impfen 2024, Seltene pulmonale Infektionen, Pulmonale Infektionen – Clinical Year in Review 2023 und ein Symposium der AG Mukoviszidose zum aktuellen Forschungsstand der Mukoviszidose. Dazu gab es ein Symposium unter Federführung des DZK mit dem Thema State-of-the Art Tuberkulose. Insgesamt gab es zwei Posterbegehungen und eine Session mit freien Vorträgen zum Thema pulmonalen Infektionen.

Ausblick 2024/2025

Aus Sicht der Sektion „Infektiologie und Tuberkulose“ sind folgende Themen für die Zukunft von zentraler Bedeutung:

  • Verbesserung der Diagnostik: Fortschritte in der medizinischen Technologie und in der Bioinformatik führen zu schnelleren und genaueren Diagnosemethoden. Die Entwicklung von Point-of-Care-Tests, die schnelle und präzise Ergebnisse direkt am Patientenbett oder in der Praxis liefern, um eine frühzeitige und gezielte Behandlung von Lungeninfektionen zu ermöglichen.

  • Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz: Die Nutzung großer Datenmengen und KI-Anwendungen kann helfen, Muster in der Ausbreitung von Krankheiten zu erkennen, die Wirksamkeit von Behandlungen zu verbessern und individualisierte Therapieansätze zu entwickeln.

  • Antibiotikaresistenz: Ein zunehmendes Problem in der Behandlung von Infektionen ist die Antibiotikaresistenz. Die Entwicklung neuer Antibiotika sowie alternativer Therapieansätze wie Phagentherapie, Immunmodulation oder Einsatz von Antikörpern wird entscheidend sein.

  • Impfstoffentwicklung und Steigerung der Impfraten: Globale Kooperationen sind unerlässlich, um Impfstoffe effektiv zu verteilen und breite Immunisierung zu erreichen. Entwicklung eines Impfstoffes gegen Tuberkulose sowie die Aufnahme der RSV-Impfung in die STIKO-Empfehlung sind lang- und kurzfristige Ziele.

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Ausbildung: Die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Pneumologie, Mikrobiologie, Infektiologie und anderen Fachrichtungen ist entscheidend, um komplexe Infektionskrankheiten effektiv zu behandeln und zu erforschen. Ebenso wichtig ist die Ausbildung der nächsten Generation von Ärzten und Wissenschaftlern in diesen spezialisierten und sich weiter diversifizierenden Bereichen.

  • Öffentliches Gesundheitsmanagement und Aufklärung: Aufklärung und Informationskampagnen spielen eine wesentliche Rolle, um die Öffentlichkeit über Präventionsmaßnahmen und die Bedeutung der Impfung zu informieren. Effektives Management von Ausbrüchen und Pandemien wird zunehmend wichtiger.

PD Dr. Jessica Rademacher (Sektionssprecherin)
Dr. Pontus Mertsch (stellvertretender Sektionssprecher)



Publication History

Article published online:
12 June 2024

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