Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2024; 59(03): 196-198
DOI: 10.1055/a-2265-8870
Mythen & Fakten

Wie relevant ist der Allen-Test vor Kanülierung der A. radialis?

Relevance of the Allen Test before Catheterization of the Radial Artery
Lena Reese
,
Thomas Wurmb
,
Patrick Meybohm
,

Die arterielle Kanülierung ist ein Standardverfahren des erweiterten hämodynamischen Monitorings bei Patient*innen, die sich einer Allgemeinanästhesie unterziehen. Die häufigste Punktionsstelle stellt dabei die A. radialis dar. Ein relevantes Risiko hierbei ist der arterielle Verschluss mit konsekutiver Ischämie. In Lehrbüchern sowie in der Praxis wird die Durchführung des Allen-Tests zur Beurteilung des Palmarbogens empfohlen. Das Ergebnis des Allen-Tests unterscheidet sich jedoch je nach Untersucher stark. Darüber hinaus ist der Test nicht in der Lage, ischämische Ereignisse sicher vorherzusagen. Dementsprechend sollte der Fokus mehr auf der Indikationsstellung und der korrekten Durchführung, als auf der präoperativen Evaluation mittels Allen-Test liegen.

Abstract

Arterial catheterization is considered to be standard procedure for patients undergoing general anesthesia. The most common puncture site is the radial artery (RA), which carries a risk of RA occlusion. Several pieces of literature still recommend the performance of the Allen test (AT) to assess the circulation of the palmar arch. However, the result of the AT differs largely depending on the examiner and the test is not able to predict ischemic events correctly. Thus it appears that the performance of an AT is not mandatory before arterial cannulation.

Kernaussagen
  • Die arterielle Kanülierung gilt als sicheres Verfahren mit einer Komplikationsrate für Majorereignisse von unter 1%.

  • Dennoch ist eine strenge Indikationsprüfung notwendig.

  • Der Allen-Test besitzt für die Evaluation der Perfusion bzw. Kollateralisierung der Hand eine schlechte Sensitivität und ist dementsprechend als entbehrlich anzusehen.

  • Die Erfolgswahrscheinlichkeit im 1. Versuch kann durch eine ultraschallgesteuerte Punktion mittels Seldinger-Technik erhöht werden. Durch Längsachsen-Projektion und -Punktion kann das Risiko für Komplikationen möglicherweise weiter reduziert werden.



Publication History

Article published online:
21 March 2024

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