Aktuelle Urol 2024; 55(04): 365-371
DOI: 10.1055/a-2288-2522
Leitlinie

S2k-Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten“ – Teil 1: Basisdiagnostik von Funktionsstörungen des unteren Harntraktes beim geriatrischen Patienten

Ruth Kirschner-Hermanns
1   Neuro-Urologie, Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe e.V., Bonn, Germany (Ringgold ID: RIN308939)
,
Klaus Becher
2   Allgemeine und geriatrische Rehabilitation, Klinik Wartenberg, Wartenberg, Germany
,
Barbara Bojack
3   Urologische Praxis Gießen, Gießen
,
Claudia Drews
4   Urologische Praxis Plön, Plön
,
5   Klinik für Urologie, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH, Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin), Lehrstuhl für Geriatrie, Witten, Germany (Ringgold ID: RIN163483)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung 1/2023 wurde das dritte Update der seit 2005 bei der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften) gelisteten und fortlaufend aktualisierten Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten – Diagnostik und Therapie“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Harninkontinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) publiziert. Aus dieser Leitlinie, die als offizielle Leitlinie DGG akkreditiert ist, stellt der vorliegende Artikel das Kapitel „Diagnostik“ dar.

Methodik In einem strukturierten Bewertungsprozess identifizierte eine Literaturrecherche zunächst die vorhandene Literatur im Kontext des „geriatrischen Patienten“, wie er als zumeist über 70jährig und multimorbid oder über 80jährig durch die Fachgesellschaften definiert ist. Primäre Berücksichtigung fanden randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Studien sowie bereits vorhandene Leitlinien zum Thema. Wo keine solchen Untersuchungen vorlagen oder aus methodischen Gründen prinzipiell nicht durchführbar sind, wurden auch Publikationen anderer Designs (nicht randomisierte Untersuchungen, Fallkontrollstudien) zur Leitlinienerstellung herangezogen. Die daraus resultierenden Leitlinienempfehlungen wurden einem strukturierten Abstimmungsprozess unterzogen und abschließend Deligierten relevanter Fachgesellschaften vorgelegt.

Ergebnisse Die klassische Basisdiagnostik, die erweiterte Diagnostik mit urologisch-instrumentellen Untersuchungsmethoden und Inkontinenzassessments wurden bewertet und hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für den geriatrischen Patienten überprüft. Es galt, besonders invasive Untersuchungen auf ihre Anwendbarkeit beim geriatrischen Patienten zu untersuchen bzw. die Aussagekraft eines reduzierten Untersuchungsumfanges zu evaluieren. So bedürfen diese Untersuchungen ein Mindestmaß an Compliance Restmobilität und daher einer besonders sorgfältigen Indikationsstellung. Dies gilt insbesondere bei Versagen der Primärtherapie, vor geplanter operativer Therapie, oder wenn die geplante Therapie spezielle Risiken birgt.

Schlussfolgerungen Der in der Regel hochbetagte, vulnerable und multimorbide Patient bedarf bezüglich der eingesetzten Diagnostik bzw. ihres Umfanges auch bei Harninkontinenz einer differenzierten Betrachtung unter Einschluss seiner kognitiven und funktionellen Reserven und der erwarteten Aussagekraft der Untersuchungsmethoden.

Zusatzmaterial



Publication History

Article published online:
24 July 2024

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