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DOI: 10.1055/a-2288-2572
S2k-Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten“ – Teil 3: Operative Therapie der Harninkontinenz
Zusammenfassung
Einleitung 1/2023 wurde das dritte Update der seit 2005 bei der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften) gelisteten und fortlaufend aktualisierten Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten – Diagnostik und Therapie“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Harninkontinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) publiziert. Aus dieser Leitlinie, die als offizielle Leitlinie DGG akkreditiert ist, stellt der vorliegende Artikel das Kapitel „operative Therapie“ dar.
Methodik In einem strukturierten Bewertungsprozess identifizierte eine Literaturrecherche zunächst die vorhandene Literatur im Kontext des „geriatrischen Patienten“, wie er als zumeist über 70jährig und multimorbid oder über 80jährig durch die Fachgesellschaften definiert ist. Primäre Berücksichtigung fanden randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studien sowie bereits vorhandene Leitlinien zum Thema. Wo keine solchen Untersuchungen vorlagen oder aus methodischen Gründen prinzipiell nicht durchführbar sind, wurden auch Publikationen anderer Designs (nicht randomisierte Untersuchungen, Fallkontrollstudien) zur Leitlinienerstellung herangezogen. Die daraus resultierenden Leitlinienempfehlungen wurden einem strukturierten Abstimmungsprozess unterzogen und abschließend Delegierten relevanter Fachgesellschaften vorgelegt.
Ergebnisse Ein operativer Eingriff zieht bei einem geriatrischen Patienten besondere Anforderungen an die Indikationsstellung, die Expertise des Operateurs nicht nur im Hinblick auf die technische Durchführung des Eingriffs selbst, sondern auch bei der kompetenten Betreuung dieses Patienten postoperativ nach sich. Es sollten alle nicht-operativen Maßnahmen ausgeschöpft worden sein und dennoch ein entsprechender Leidensdruck vorliegen. Eine präoperative komplette (u. U. auch instrumentelle) Abklärung der Inkontinenz selbst und eine Beurteilung der physischen und kognitiven Ressourcen mit Hilfe von strukturierten Assessments sind obligat. Einer operativen Therapie prinzipiell zugänglich sind bei geriatrischen Patienten die Belastungsinkontinenz der Frau und die (obstruktive) Überlaufinkontinenz des Mannes bei benignem Prostatasyndrom. Komplexe Therapieverfahren wie der artefizielle Sphinkter kommen bei geriatrischen Patienten wegen der besonderen Anforderungen an manuelles Geschick, Kognition, Mobilität und Compliance eher nicht in Frage. Bei der Auswahl eines OP-Verfahrens spielen dabei Sicherheitsaspekte (z. B. Blutverlust) eine weitaus größere Rolle als bei Jüngeren relevante Vorteile (z. B. Vermeidung einer retrograden Ejakulation oder Erektilen Dysfunktion).
Schlussfolgerungen Eine operative Therapie einer Harninkontinenz ist auch bei geriatrischen Patienten nach sorgfältiger Evaluation des Patienten möglich. Auf Seiten des Operateurs ist eine besondere Expertise im Hinblick auf den anstehenden Eingriff selbst aber auch die postoperative Betreuung des geriatrischen Patienten zu fordern.
Publication History
Article published online:
03 December 2024
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