Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2025; 60(02): 89-104
DOI: 10.1055/a-2298-2985
CME-Fortbildung
Topthema

Stellenwert der Hygiene für die Prävention von antimikrobiellen Resistenzen

Importance of Hygiene for the Prevention of Antimicrobial Resistance
Miriam Wiese-Posselt

Neben Antibiotic Stewardship sind Maßnahmen der Infektionsprävention und -kontrolle (IPK) im Rahmen der Krankenhaushygiene ausschlaggebend für die Eindämmung antimikrobieller Resistenzen (AMR). Indem IPK-Maßnahmen zur Verhütung von nosokomialen Infektionen beitragen, kann der Einsatz von Antibiotika reduziert werden. So greifen Antibiotic Stewardship und Krankenhaushygiene ineinander. Dieser Beitrag stellt verschiedene IPK-Strategien vor.

Abstract

In addition to antibiotic stewardship, infection prevention and control (IPC) measures at the hospital are crucial for containing antimicrobial resistance (AMR). Nosocomial infections can be prevented through the consistent application of recommended IPC measures. This reduces the use of antibiotics and therefore the development of AMR. In this way, antibiotic stewardship and IPC go hand in hand.

Kernaussagen
  • Durch Spontanmutationen im bakteriellen Genom entstehen antimikrobielle Resistenzen (AMR). Diese genetischen Informationen werden bei der bakteriellen Vermehrung oder mittels Gentransfer (Konjugation, Translation oder Transformation) weitergegeben. Bei Antibiotikaanwendung weisen Bakterien mit AMR einen Überlebensvorteil gegenüber sensiblen Erregern auf. Dieser Mechanismus wird Selektion genannt.

  • Durch direkte und indirekte Kontakte können Bakterien mit AMR von Mensch zu Mensch weitergegeben werden (Transmission).

  • Maßnahmen der Infektionsprävention und -kontrolle (IPK) im Krankenhaus reduzieren die Transmission von Bakterien mit AMR und die Entstehung von nosokomialen Infektionen (NI). So können Antibiotikatherapien eingedämmt werden und damit auch die Entstehung von AMR.

  • Entscheidend für die IPK ist eine konsequente Durchführung der hygienischen Händedesinfektion nach den 5 Indikationen der WHO.

  • Die Basishygienemaßnahmen beinhalten: persönliche Hygiene, hygienische Händedesinfektion, persönliche Schutzausrüstung, Maßnahmen der Reinigung und Desinfektion, Aufbereitung von Medizinprodukten.

  • Die Surveillance von NI im Krankenhaus ist mit einem signifikanten Rückgang von NI assoziiert. Die Surveillance von AMR und MRE ist entscheidend für eine rationale Antibiotikaanwendung im Krankenhaus.

  • Die Inhalte der Basishygiene werden als horizontale Maßnahmen definiert, da sie bei allen Patient*innen anzuwenden sind. Vertikale IPK-Maßnahmen beinhalten das Patientenscreening auf MRE und bei MRE-Nachweis die Anwendung gezielter Barrieremaßnahmen (Kontaktisolierung).

  • Die häufigsten NI sind die postoperative Wundinfektion, die Infektion der unteren Atemwege, Harnwegsinfektionen und die primäre Blutstrominfektion. Die letzteren 3 Infektionen entstehen zumeist bei der Anwendung von Devices.

  • Die KRINKO hat für die Prävention der genannten NI umfangreiche Empfehlungen zu gezielten IPK-Maßnahmen für die Patientenversorgung ausgesprochen.

  • Daneben fließen Faktoren für die Auswahl personalisierter (patientenzentrierter) IPK-Maßnahmen ein: Patientenfaktoren (wie Grundkrankheiten), Faktoren der Einrichtung, Patienten-Mikrobiom, Erregerfaktoren sowie lokale Erreger- und Infektionsepidemiologie.



Publication History

Article published online:
17 February 2025

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