PSYCH up2date 2024; 18(04): 271-272
DOI: 10.1055/a-2326-8607
Editorial

Bio-psycho-soziale Medizin goes global

Nach 1983 findet der Weltkongress des International College of Psychosomatic Medicine (ICPM) vom 19. bis 21. September 2024 zum zweiten Mal in Deutschland statt - und zwar an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Als wir vor mehr als drei Jahren den Titel „Advancing Psychosomatic Medicine in a Challenging World“ wählten, war uns noch nicht bewusst, wie schnell uns die Weltpolitik mit Kriegen und Terrorakten, aber auch mit einer weiteren Verschärfung der Klimakrise auf unserem Planeten heimsuchen würde.

Wir freuen uns daher ganz besonders, dass es uns durch die zusätzliche Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, aber auch der beiden psychosomatischen Fachgesellschaften (DGPM/DKPM) sowie der Carl-Gustav-Carus-Stiftung und der Stiftung „Psychosomatik und Sozialmedizin, Ascona“ gelungen ist, mit über 400 Einreichungen aus 5 Kontinenten ein breit gefächertes und sehr interessantes Programm zu den Fortschritten und Herausforderungen in der psychosomatischen Medizin zusammenzustellen. Dabei wird uns Prof. Vikram Patel aus Harvard/USA als einer der führenden Vertreter und Sprecher der Lancet Commission on Global Mental Health Konzepte für die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen vorstellen, die nicht nur in reichen westlichen Ländern funktionieren. Prof. Emily Holmes aus Uppsala/Schweden wird uns als Sprecherin der Lancet Commission on Psychotherapy über neue und wirksame Entwicklungen in der Psychotherapie traumatisierter Menschen informieren. Nicht zuletzt wird uns Prof. McGorry aus Melbourne/Australien als einer der führenden Vertreter in der Weiterentwicklung der psychischen Gesundheit im Kinder- und Jugendbereich an seinen innovativen Konzepten für diesen immer wichtiger werdenden Bereich im Lebenszyklus teilhaben lassen. Gemeinsam mit Dr. Demski aus Bath/UK, die über „sustainable transformation“ sprechen wird, werden wir mit Dr. Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium BW, über die Herausforderung einer gemeinsamen Verantwortung für eine planetare Gesundheit diskutieren. Aber auch spezifische psychosomatische Themen kommen in Vorträgen und Masterclasses zu Wort, z.B. Psychoonkologie mit Jane Walker und Michael Sharpe aus Oxford/Großbritannien, aber auch psychische Belastungen bei körperlichen Erkrankungen (Prof. Löwe, Hamburg), Essstörungen über die gesamte Lebensspanne (u.a. Prof. Schmidt, London/UK, Prof. Micali Kopenhagen/DK), Digitale Medizin (Prof. Rose, Berlin) und die Versorgung von Menschen mit psychosomatischen Krankheitsbildern in unterschiedlichen Gesundheitssystemen (u.a. Prof. Friederich, Heidelberg, Prof. Ben Lee Rochester/USA und Prof. Sudo Fukuoka/Japan).

Wir freuen uns sehr, dass wir neben den vielen Kolleginnen und Kollegen aus Europa auch eine große Gruppe aus Japan begrüßen dürfen. Mit der Japanischen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin sind wir seit vielen Jahren eng verbunden. Besonders freuen wir uns über die zahlreichen Anmeldungen von Kolleginnen und Kollegen aus China ‒ erstmals nach der Covid-19-Pandemie wird es damit endlich wieder einen gemeinsamen ICPM-Weltkongress mit breiter Beteiligung aus Asien geben, einer Region, die auch für unser Fachgebiet zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Ein sowohl klinisches als auch wissenschaftliches Fachgebiet braucht sich um seine Zukunft vor allem dann keine Sorgen zu machen, wenn es ausreichenden und qualifizierten klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchs gibt. Wir freuen uns daher besonders über die aktive Mitgestaltung unseres Kongresses durch den Nachwuchs. Insbesondere die TeilnehmerInnen des Qualifizierungsprogramms für klinisch-psychosomatische Forschung werden sich aktiv an der Programmgestaltung beteiligen. Nicht zuletzt bieten wir Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem In- und Ausland die Möglichkeit, eigene Beiträge zu präsentieren und sich über ihre Ergebnisse auszutauschen. Ein weiterer Höhepunkt wird die erstmalige Verleihung des ICPM Lifetime Achievement Award sein. Als erster Preisträger wird Prof. Fava aus Bologna/Italien, Begründer der Wellbeing-Therapie und langjähriger Herausgeber unserer ICPM-Fachzeitschrift Psychotherapy and Psychosomatics (Karger, IF 22), eines der internationalen Top-Journals, für sein herausragendes Lebenswerk und Engagement für die ICPM geehrt.

Unser diesjähriger ICPM-Kongress wird außerdem unterstützt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, die Eberhard Karls Universität Tübingen als Exzellenzuniversität sowie die Medizinische Fakultät der Universität.

Unter dem Motto der Eberhard Karls Universität „Attempto ‒ ich/wir wagen es“ freuen wir uns auf einen regen Austausch über die Herausforderungen einer bio-psycho-sozialen Medizin über die Grenzen von Disziplinen, Ländern, Systemen und Generationen hinweg.

Das Tübinger Kongressteam freut sich gemeinsam mit dem internationalen Vorstand der ICPM auf Ihre aktive Teilnahme!



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Article published online:
10 July 2024

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