Laryngorhinootologie
DOI: 10.1055/a-2341-0371
Übersicht

Single-Sided Deafness – Mit dem „Zweiten“ hört man besser

Single-Sided Deafness (SSD) – With the „Second“ You Hear Better
Till F Jakob
1   Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, Deutschland
,
Antje Aschendorff
1   Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, Deutschland
,
Susan Arndt
1   Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Die Single-Sided Deafness (SSD) ist eine einseitige Taubheit mit erhaltener Funktion des nicht betroffenen Ohres. Sie kann angeboren (z.B. durch eine Aplasie des Hörnervs) oder postlingual erworben sein. Die Patienten leiden unter einer eingeschränkten Schalllokalisation und Problemen im Störgeräusch. Es gibt verschiedene Therapieoptionen – nur mit einem Kochleaimplantat (Cochlear Implant, CI) kann jedoch ein binaurales Hören erreicht werden.

Abstract

Single-sided deafness (SSD) is characterised by deafness in one ear while the other ear has normal hearing. The most common cause in congenital SSD is aplasia of the auditory nerve, and in post-lingual SSD idiopathic hearing loss. Patients with SSD mainly suffer from impaired sound localisation and difficulties in speech perception in noise. There are various therapy options, but binaural hearing is only possible with a cochlear implant (CI).

Lernziel

Die Leser sollen die Definition von Single-Sided Deafness (SSD) und asymmetrischem Hörverlust (Asymmetric Hearing Loss, AHL) kennen. Die Ursachen und Folgen von SSD sollen verstanden werden. Therapieoptionen, Indikationsstellung und Ergebnisse der Kochleaimplantat-Versorgung werden diskutiert.

Leitlinienempfehlung

Die aktuelle S2k-Leitlinie Cochlea-Implantat-Versorgung (AWMF-Register-Nr. 017/071) der deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNOKHC) vom Oktober 2020 [16] spricht folgende Empfehlung aus:

Bei Erwachsenen und Kindern mit SSD (Single-sided deafness) oder AHL (asymmetrischer Hörverlust mit einseitiger Taubheit und Schwerhörigkeit der Gegenseite) sollte eine Cochlea-Implantat-Versorgung empfohlen werden. Die Indikationsstellung sollte nicht ohne vorangegangene radiologische Diagnostik der Hörbahn und Beratung bei nachgewiesenen wesentlichen Einschränkungen der Kommunikation im Alltag erfolgen (Konsens). Bei Patienten mit SSD und Tinnitus kann die CI-Versorgung zur Tinnitussuppression empfohlen werden (Konsens).

Kernaussagen
  • Eine Single-Sided Deafness (SSD) führt u.a. zu einem verminderten Verstehen im Störgeräusch und geht mit Einschränkungen im Richtungshören einher.

  • Kinder mit SSD können im Schulalltag Probleme haben.

  • Eine CI-Versorgung stellt die einzige Möglichkeit für SSD- und AHL-Patienten dar, ein beidseitiges Hören wiederzuerlangen.

  • Ob eine CI-Versorgung möglich und sinnvoll ist, muss individuell geprüft werden und hängt u.a. von der Taubheitsursache und -dauer ab.



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Article published online:
22 July 2024

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