Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2024; 11(03): 219-232
DOI: 10.1055/a-2360-2451
CME-Fortbildung

Grundlagen des Lymphgefäßsystems

Erich Brenner

Lebensgrundlage für jedes Gewebe ist die ständige Versorgung der einzelnen Zellen mit Sauerstoff, Nährstoffen, Botenstoffen etc. Diese Stoffe werden von Blutgefäßen in Wasser gelöst, in die Gewebe transportiert und in das Interstitium filtriert. Ein Teil des Wassers wird als Gel festgehalten, der Überschuss gelangt in die initialen Lymphgefäße und von dort in die beiden Venenwinkel. In den Verlauf der Lymphgefäße sind zahlreiche Lymphknoten eingebaut, die u.a. die durchfließende Lymphe konzentrieren.

Abstract

A vital prerequisite for any tissue is the constant supply of oxygen, nutrients, messenger substances, etc., to the individual cells. These are transported into the tissues by the blood vessel system, dissolved in water, and then enter the interstitium. To do this, the blood plasma is filtered through the capillary wall. The resulting filtrate flows through the interstitium and then around the cells inside. Some water is reversibly bound to glycosaminoglycans and proteoglycans and held in the interstitium as a gel. The excess free fluid is absorbed into the initial lymphatic vessels. From there, the fluid enters the right and left venous angle between the internal jugular and subclavian vein via precollectors, collectors and large lymphatic trunks. Numerous lymph nodes, primarily organised in lymph node stations, are to be found in the course of the lymph vessels. These lymph nodes – apart from their task for the immune system – also concentrate the lymph flowing through, i.e. absorbing fluid into the venous system.

Kernaussagen
  • Das Lymphgefäßsystem transportiert interstitielle Flüssigkeit, Glykosaminoglykane (zumindest Hyaluronan) und Zellen des spezifischen und unspezifischen Immunsystems zentripetal aus der Peripherie zu den Venenwinkeln.

  • Der Flüssigkeitsabtransport aus der Peripherie erfolgt im Starling-Gleichgewicht ausschließlich über das Lymphgefäßsystem. Ausnahmen finden sich bei Darmschleimhautkapillaren, peritubulären Kapillaren und den Vasa recta der Niere sowie Lymphknotenkapillaren.

  • Das Lymphgefäßsystem beginnt in der Peripherie mit Netzwerken initialer Lymphgefäße, die über noch resorptionsfähige Präkollektoren in Kollektoren und Lymphstämme einmünden. Die Lymphgefäßstämme münden zentral in die jeweiligen Venenwinkel ein.

  • In den Verlauf der Kollektoren, vor allem an Vereinigungsstellen, können Lymphknoten eingebaut sein.

  • Lymphknoten dienen der Immunabwehr, der Konzentration der durchfließenden Lymphe und dem Abbau von Hyaluronan.

  • Das Lymphgefäßsystem der Haut ist in 3 bilaterale Tributargebiete (jugulär, axillär, inguinal) unterteilt, welche durch relativ „dichte“ lymphologische Wasserscheiden getrennt werden. Jedes Tributargebiet umfasst mehrere Territorien, die durch ein Bündel an Lymphkollektoren drainiert werden.



Publication History

Article published online:
27 August 2024

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