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DOI: 10.1055/a-2368-6111
Wenn Nahrung krank macht
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen, liebe Leser,
wer sich mit Ernährungsmedizin befasst, oder genauer gesagt: bei wem Ernährungsberatung zur täglichen Praxisroutine gehört, weiß, dass es meist um das Thema gesünder und bewusster essen bzw. schlicht und ergreifend um Gewichtsabnahme geht. So schwierig es im Einzelfall dabei auch sein mag, übergewichtige und stoffwechselgestörte Menschen zu neuem Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu führen, und wie viel Psychologie auch dahinterstecken mag, im Prinzip ist eine gesunde Gewichtsreduktion ganz einfach: Die Kalorienzufuhr muss niedriger sein als der Kalorienverbrauch und gleichzeitig muss die Nahrung all das an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, essenziellen Fett- und Aminosäuren sowie Gesamteiweiß enthalten, was der Mensch braucht, um seine stoffwechselaktive Masse, sprich Muskulatur, zu erhalten und gesund zu bleiben. Da das auch bei gleichzeitiger Erhöhung des Bewegungsumfangs mit „normaler Ernährung“ nicht ganz so einfach ist, wurden die sogenannten Formuladiäten entwickelt, mit denen es – bei entsprechender Motivation – wirklich recht gut machbar ist.
Ganz anders sieht die Situation bei untergewichtigen Personen – meist Frauen, seltener Männer – aus, deren Untergewicht aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten besteht. „Alle glauben, ich sei magersüchtig. Dabei würde ich so gerne zunehmen. Aber ich vertrage fast nichts mehr. Es wurden schon alle möglichen Untersuchungen gemacht, wiederholte Magen- und Darmspiegelungen und sämtliche Funktionstests. Alles, was gefunden wurde, ist eine Laktoseintoleranz. Aber auch wenn ich alle Milchprodukte weglasse, wird es nicht besser. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich noch machen und essen soll.“ – Im Bereich der Ernährungsberatung gibt es meines Erachtens kaum etwas Schwierigeres, als diesen Patienten wirklich zu helfen.
Angefangen mit einer gründlichen Anamnese, die das zeitweise Führen eines Ernährungstagebuches einschließt, ist die Liste möglicher Differentialdiagnosen ziemlich lang. Aus naturheilkundlicher Sicht darf – neben dem Blick auf die Psyche – dabei natürlich auch der auf das Essverhalten und das enterale Mikrobiom nicht fehlen.
Und dass bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht nur chronische Beschwerden, sondern zunehmend auch akute schwere allergische Reaktionen auftreten können, berichtete ganz aktuell das Deutsche Ärzteblatt [1]. Die dort präsentierten Daten aus dem Anaphylaxie-Register zeigen, dass insbesondere Kinder häufiger eine durch Nahrungsmittel ausgelöste Anaphylaxie erleiden. So stieg die Anzahl diesbezüglicher Krankenhauseinweisungen von 0–4/100 000 im Jahr 2000 auf 4–8/100 000 im Jahr 2015 an. Während bei Kindern die häufigsten Auslöser Erdnüsse, gefolgt von Kuhmilch, Cashew, Hühnereiweiß und Haselnüssen sind, sind es bei Erwachsenen Weizen, Krusten- und Schalentiere. Gleichzeitig wurde in dem Beitrag darauf hingewiesen, dass speziell bei der IgE-vermittelten Weizenallergie auch Kofaktoren wie körperliche Anstrengungen als Auslöser eine Rolle spielen können, die es zu identifizieren gilt.
Um Sie auf der Suche nach diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei diesem Beschwerdekomplex zu unterstützen, berichten wir in diesem Heft nicht nur über die wichtigsten Laboruntersuchungen, sondern stellen Ihnen auch – eher etwas unkonventionelle – Überlegungen zu bioenergetischen Verfahren vor. Daneben geht es um wichtige Aspekte der Ernährungsmedizin sowie um Therapiemöglichkeiten mittels Homöopathie und Heilerde. Wie immer wünsche ich Ihnen beim Lesen dieser Beiträge wieder viel Freude und neue Erkenntnisse.
Herzlichst Ihr
Peter W. Gündling
Publication History
Article published online:
23 October 2024
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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Worm M, Dölle-Bierke S, Höfer V. Häufigkeit von Nahrungsmittelallergenen als Auslöser schwerer allergischer Reaktionen. Daten aus dem Anaphylaxie-Register. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 610-611 DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0110.