Angewandte Nuklearmedizin 2024; 47(03): 164-165
DOI: 10.1055/a-2374-7487
Qualitätssicherung in der Nuklearkardiologie
Editorial

Die Qualität als Wettbewerbsvorteil in der Nuklearkardiologie

The quality of nuclear cardiology services represents a significant competitive advantage
Detlef Moka
1   Zentrum für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung, Essen
› Author Affiliations

Nuklearkardiologische Untersuchungen, insbesondere die Myokardszintigraphie, haben in den vergangenen Jahren eine signifikante Steigerung ihrer Relevanz erfahren. Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird diese Untersuchung im laufenden Jahr voraussichtlich über 200.000 Mal durchgeführt werden. Dementsprechend kann die Myokardszintigraphie als eine der wichtigsten Untersuchungen in der Nuklearmedizin bezeichnet werden. Die Anzahl der durchgeführten Untersuchungen variiert jedoch erheblich zwischen den einzelnen Praxen und Abteilungen. So gibt es einige Praxen, die 500–1.000 Untersuchungen pro Jahr durchführen und damit den Status nuklearkardiologischer Zentren erlangen können und es gibt auch eine Vielzahl von Praxen, die zwischen 50–100 Untersuchungen pro Jahr durchführen. Selbstverständlich existieren Regionen, in denen das Kardio-MRT noch eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellt. Da diese Untersuchung jedoch keine Kassenleistung ist, ist davon auszugehen, dass sich dies in Zukunft ändern wird.

In diesem Kontext ist die CCTA (Computertomographie-Koronarangiographie) von größerem Interesse, ein seit diesem Jahr vom G-BA zugelassenes Konkurrenzverfahren zur invasiven Herzkatheteruntersuchung [11]. Der G-BA geht davon aus, dass die Häufigkeit diagnostischer Herzkatheterverfahren signifikant durch die CCTA abnehmen werden. Der Einfluss der CCTA auf die Notwendigkeit zur Durchführung einer Myokardszintigraphie lässt sich gegenwärtig noch nicht abschätzen.

In Bezug auf die diagnostische Wertung morphologisch nachweisbarer Veränderungen in den Koronararterien besteht sowohl bei der invasiven Herzkatheteruntersuchung als auch bei der neuen CCTA eine gewisse Schwachstelle. Nicht alle nachweisbaren Veränderungen sind gleichbedeutend mit einer relevanten Myokardischämie. Dies betrifft insbesondere mittelgradige Stenosen in der Angiographie sowie fehlende Stenosen bei unklarer Beschwerdesymptomatik (z. B. INOCA: Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion [22]).

Fusionsuntersuchungen, beispielsweise mit einem SPECT/CT, können unter diesem Gesichtspunkt eine wichtige Weiterentwicklung für die CCTA darstellen. Ein wesentlicher Aspekt, der die Nuklearmedizin ausmacht, ist ihre Fähigkeit, innovative Technologien zu nutzen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Um den Stellenwert der Myokardszintigraphie im Wettbewerb mit anderen Verfahren zu erhalten, werden die fachliche Kompetenz und regelmäßige Fortbildung der durchführenden Ärzte eine entscheidende Rolle spielen. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Fokus nicht allein auf die reine Durchführung einer nuklearkardiologischen Untersuchung als Dienstleistung zu richten, sondern auch über den Tellerrand der Methode hinauszublicken. So dass man in der Lage ist, mit unserer Methode den kardiologischen Kollegen zu ermöglichen, die für den Patienten beste Therapieentscheidung treffen zu können. Ein wesentlicher Faktor für den zukünftigen Erfolg der Nuklearkardiologie ist deshalb die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit.

In einer Zeit, in der der Wettbewerb unter medizinischen Einrichtungen wächst, stellt die Qualitätssicherung in der nuklearkardiologischen Diagnostik und hiermit verbunden auch die persönliche Fortbildung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar, der in der Zertifizierung der Praxis als nuklearkardiologisches Zentrum auch nach außen sichtbar wird [33].

Essen, September 2024

Detlef Moka



Publication History

Article published online:
09 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany