Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2024; 18(05): 445-461
DOI: 10.1055/a-2381-3156
Allgemeine Chirurgie

Händehygiene – einfach, aber nicht trivial

Axel Kramer

Die Händedesinfektion ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung Healthcare-assoziierter Infektionen (HAI) [1]. Ihre Vernachlässigung ist kein Kavaliersdelikt, kann für Patienten lebensgefährliche Folgen haben und darf daher nicht bagatellisiert werden. Dennoch ist die Einhaltung der Indikationen der Händehygiene alles andere als ideal [2] und muss als ständige Herausforderung von jedem Teammitglied verinnerlicht werden wie das Bedürfnis nach Essen und Schlaf.

Kernaussagen
  • Die hygienische Händedesinfektion mit alkoholbasierten Händedesinfektionsmitteln ist die wichtigste Maßnahme der Basishygiene mit der höchsten Evidenz in Bezug auf die Prävention Healthcare-assoziierter Infektionen. Voraussetzung sind

    • gepflegte Hände durch Hautschutz und Hautpflege,

    • die vollständige Benetzung der Handflächen bis zum Handgelenk und

    • die Einhaltung der 5 von der WHO definierten Indikationen.

  • Wenn durch Handschuhwechsel der Arbeitsablauf unterbrochen wird, kann unter bestimmten im Hygieneplan festgelegten Voraussetzungen die Desinfektion der behandschuhten Hände erwogen werden.

  • Vor zu erwartender potenzieller Kontamination der Hände mit Bakteriensporen und Parasiten, z. B. Sarcoptes scabiei, sind medizinische Einmalhandschuhe anzulegen. Nach dem Ablegen werden die Hände zuerst desinfiziert, anschließend gewaschen.

  • Die minimale Einwirkungszeit für die hygienische Händedesinfektion beträgt 15 s, für die chirurgische Händedesinfektion 1,5 min.

  • Durch Zusatz remanent wirksamer Antiseptika zu alkoholischen Formulierungen wird die Wirksamkeit nicht verstärkt, es erhöht sich jedoch das Risiko für Nebenwirkungen, weshalb derartige Händedesinfektionsmittel nicht empfohlen werden.

  • Die alkoholbasierte Händedesinfektion ist bei Einhaltung von Hautschutz und Hautpflege gut verträglich ohne Schädigung des Mikrobioms der Hand.

  • Um eine hohe Adhärenz für die Einhaltung und korrekte Durchführung der hygienischen Händedesinfektion zu gewährleisten, sollen Interventionen mit dem Schwerpunkt multimodaler Programme mit regelmäßiger Evaluation und Feedback implementiert werden. Die Adhärenz wird durch Einsatz elektronischer Erinnerungssysteme verbessert.

  • Stationäre Einrichtungen sollten an der Aktion Saubere Hände teilnehmen.



Publication History

Article published online:
24 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany