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DOI: 10.1055/a-2486-6430
Mütter mit Migrationshintergrund kennen Unterstützungsangebote vor und nach der Geburt signifikant weniger als Mütter ohne Migrationshintergrund: querschnittliche Erhebung in zwei Geburtskliniken
Mothers with migration background have significantly less knowledge of ante- and postnatal support services than mothers without migration background: cross-sectional survey in two maternity hospitals![](https://www.thieme-connect.de/media/gesu/EFirst/lookinside/thumbnails/gesu-2024-07-2097-oa_10-1055-a-2486-6430-1.jpg)
Zusammenfassung
Ziel
Abhängig vom Migrationshintergrund galt es, Kenntnis von Unterstützungsangeboten für die Zeit der Schwangerschaft und der ersten Lebensjahre des Kindes zu beschreiben und zu analysieren.
Methoden
Fragebögen wurden in 26 verschiedenen Sprachen angeboten. Mittels Querschnittdesign wurden 641 Wöchnerinnen zur Kenntnis von 11 in der Region verfügbaren Unterstützungsangeboten, der Informationsquelle bekannter Angebote und zu weiteren potenziellen Informationsvermittlern befragt. Mittels Median wurde gute und schlechte Kenntnis der Angebote unterschieden.
Ergebnisse
Die Muttersprache von 30% der Befragten (n=194) war nicht Deutsch; diese wurden für die Studie als „Mütter mit Migrationshintergrund“ definiert. Von den Müttern mit Migrationshintergrund kannten 83% (n=161) die Hebamme als Unterstützungsangebot. Die Bekanntheitsgrade der anderen Unterstützungsangebote lagen mit<40% weit unter denjenigen der Mütter ohne Migrationshintergrund. Frauen mit MH kannten die Unterstützungsangebote signifikant seltener (OR 0,16, 95% KI 0,11 bis 0,23), auch wenn für weitere soziodemographische Variablen kontrolliert wurde. Außerdem gaben sie signifikant seltener an, ihre Informationen über die Angebote durch Frauenärzt*innen, Hebammen, Verwandte/ Bekannte, oder Eigenrecherche erhalten zu haben.
Schlussfolgerung
Kenntnisse zu Unterstützungsangeboten vor und nach der Geburt müssen vor allem für Mütter mit Migrationshintergrund besser zugänglich werden. Hebammen könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Abstract
Objective
The aim of this study was to describe and analyse knowledge of women in childbed with and without a migration background about ante- and postnatal support services.
Methods
Questionnaires were provided in 26 languages. In a cross-sectional survey, 641 women answered questions about their knowledge of 11 different regional support services, and information sources for these and other support service providers. Median split was used to derive mothers with good and poor knowledge.
Results
German was not the mother tongue of 30% of the participants (n=194) and were therefore defined as “mothers with migration background”. Of these, 83% (n=161) were aware of services offered by midwives and<40% knew of other support services. Women with migration background were significantly less likely to know the support services (OR 0.16, 95% CI 0.11 to 0.23), even after controlling for other sociodemographic variables. Furthermore, they obtained significantly less frequently information about relevant services from gynaecologists, midwives, relatives/acquaintances or by themselves.
Conclusion
Especially for mothers with migration background, knowledge about ante- and postnatal support services must be made more accessible. In this, midwives could play a decisive role.
Schlüsselwörter
Wöchnerinnen - Migrationshintergrund - Gesundheitskompetenz - Informationsquelle - Hebamme - Frühe HilfenKeywords
women in childbed - migration background - health literacy - source of information - midwife - Early Childhood Intervention Programme# gleichberechtigte Letztautorenschaf.
Publication History
Received: 12 July 2024
Accepted after revision: 21 November 2024
Article published online:
03 February 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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