Allgemeine Homöopathische Zeitung 2008; 253(4): 196
DOI: 10.1055/s-0028-1082573
Forum
Nachrufe
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Dr. Werner Buchmann (1913–2007) Nachgedanken – Panta rhei

Further Information

Publication History

Publication Date:
16 July 2008 (online)

In seinem 95. Lebensjahr hat Werner Buchmann am 18. September 2007 „die irdische Welt verlassen” – so hätte er es ausgedrückt. Als zutiefst spiritueller Mensch schrieb er in seiner Ärzte-Biografie 2003 als letzten Satz „Das Leben wird so leicht.”

Werner Buchmann ist am 3. Juni 1913 in Schöningen geboren und in Hamburg aufgewachsen. Dort absolvierte er nach der Schulzeit auch eine Lehre in einem Warenhaus, bevor er 1939 sein Medizinstudium aufnahm. Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft begann er 1945 seine ärztliche Tätigkeit in Hamburg St. Georg mit dem Schwerpunkt Neurologie und Psychiatrie, die ihm zu „einem tiefen Verständnis für alles Menschliche verholfen” hat. Seit 1953 war Werner Buchmann als „Hausarzt” in eigener Praxis in Hamburg-Hamm tätig.

1953 kam er auch erstmals in Kontakt mit der Anwendung homöopathischer Arzneimittel, die er zunächst über viele Jahre als „Mischmittel” verordnete. 1969 erreichte ihn eine Einladung zu einem Kursus über Homöopathie in Bad Brückenau. „Was dort … angeboten wurde, war aufregend – so etwas hatte ich gesucht. Nach der Ganzheit einer kranken Person wurde da gefragt, nicht allein nach der Diagnose.” Er traf neben dem Kursleiter Martin Stübler auf namhafte Dozenten wie Dietrich Berndt, Artur Braun, Mathias Dorcsi, Willibald Gawlik und Hedwig Imhäuser. Sein Mentor und später guter Freund wurde Mathias Dorcsi.

Nach fünf Jahren regelmäßiger Weiterbildung in Brückenau und Hamburg arbeitete er auf Aufforderung Martin Stüblers „frisch unter dem Eindruck meines mühsamen Einstieges in unsere Methode” eine fortschrittliche Kursplanung in Anlehnung an die neuen Dorsci-Kurse in Wien aus. In Reaktion darauf wurde Werner Buchmann – trotz seines Widerspruchs – ab sofort mit der Kursleitung des A-Kurses in Bad Brückenau beauftragt.

Nach erfolgreichen Kursen 1975 dort und 1976 in Berlin wurde Werner Buchmann von Mathias Dorsci zu einem Referat über Literatur in der Homöopathie nach Baden bei Wien eingeladen. In den folgenden Jahren begleitete er die Badener Kurse für „täglich ein Thema”.

Dr. Werner Buchmann. Bild mit freundlicher Genehmigung des Hans Jacobs Verlags, entnommen aus Dr. Buchmanns Biografie.

Die Suche nach dem Simile unter einer Haltung des „geheimnisvollen Partizipierens” (C.G. Jung) wurde zu einem Kernpunkt seines ärztlichen Seins.

Seine ärztliche Philosophie zur Homöopathie und zur Miasmenlehre erfuhr eine deutliche Prägung durch Sanchez Ortegas „Miasmenlehre Hahnemanns”. Seine Leidenschaft für die Antike, Philosophie und Literatur teilte er mit Willibald Gawlik, und dies führte zu gemeinsamen Veröffentlichungen.

1978 war Werner Buchmann als Vorstand des Landesverbandes unter den Gastgebern der Liga-Tagung in Hamburg. Dort begegnete ich ihm und der wundervollen „Welt der Homöopathie” als 21-jährige Studentin der Medizin zum ersten Mal. Später wurde Werner Buchmann nach meiner Teilnahme an der Spiekerooger Woche mein Lehrer und ich sein Lehrling. Das Thema: regelmäßige Vorlesungen zum „Organon” an der Universitätsklinik.

Er stützte weiterhin trotz seines gehobenen Alters alle Reformbewegungen der jungen Homöopathen in den 80er- und 90er-Jahren und eröffnete mit uns noch die reformierten 3-jährigen Weiterbildungskurse des Landesverbandes als Mentor und Vorbild für den Nachwuchs! Er schenkte uns das Motto für die 153. Jahrestagung des DZVhÄ in Hamburg 2001.

Panta rhei – Werner Buchmann!

Jutta Hübner

    >