Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43(7/08): 552-555
DOI: 10.1055/s-0028-1083099
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hirntod bei Kindern – Wie gehe ich mit den Eltern um?

Brain Death in Children – How to deal with the parents?Nicola Schindler, Dierk Vagts
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Juli 2008 (online)

Zusammenfassung

Der Tod von Kindern ist für Eltern, wenn überhaupt, dann nur sehr schwer zu akzeptieren. In den Fällen, die zu einem Hirntod führen, aggraviert sich die psychische Belastung der Betroffenen um ein Vielfaches. Es ist nicht fassbar, dass das eigene Kind tot sein soll, obwohl das Herz schlägt, der Puls fühlbar und die Haut warm und nicht kalt ist. In dieser Situation, die Eltern meist als nicht real erleben, kommt nach einer Hirntoddiagnostik die gesetzlich verankerte Pflicht und Aufgabe des behandelnden Arztes dazu, die Eltern nach der Zustimmung zu einer Gewebe– oder Organspende zu fragen.

Der behandelnde Arzt muss erkennen, was die Bedürfnisse der Eltern sind, und er muss auf sie eingehen. Dazu gehört, den Eltern jederzeit die Möglichkeit zu geben, ihr Kind noch einmal zu sehen und von ihm Abschied zu nehmen. Dies hilft den Eltern, die Realität zu erkennen und den Verlust zu verarbeiten.

Wichtig beim Gespräch über Organspende ist, gegenüber den Eltern authentisch zu sein und Vertrauen, das während der Behandlung aufgebaut wurde, nicht zu zerstören. Den Eltern muss klar werden, dass jede Entscheidung respektiert wird – sei es für oder gegen eine Organspende. Und sie müssen wissen, dass ihre Entscheidung keinen Einfluss auf weitere Maßnahmen im Umgang mit dem hirntoten Kind hat.

Vertrauen, das insbesondere auch durch das Pflegepersonal am Bett aufgebaut werden kann, ist eine der Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Gesprächsführung mit Eltern.

Abstract

For parents the death of children is hard to bear and to accept. In situations where a brain death needs to be diagnosed, the psychological stress for parents who lose their child is aggravated due to a mostly sudden and unprepared confrontation with this situation.

The rationality to accept the death of a their child is opposed by the hope for recovery as long as the children are "warm and dead" instead of "cold and dead" due to the maintenance of cardiac circulation. In Germany in this situation, after diagnosing the brain death, doctors are forced by legislation to ask the parents to aggree for organ donation. However, to our knowledge, no literature is available how doctors should conduct such an important conversation to the parents. This manuscript tries to give some hints for conducting a conversation from the psychological background of mourning and from our own experience gained during the last 5 years.

Literatur

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Nicola Schindler
PD Dr. med. Dierk Vagts

eMail: dierk.vagts@medizin.uni-rostock.de

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