Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(10): 849-851
DOI: 10.1055/s-0028-1109506
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Fallbericht von zwei Patienten mit pseudophakieassoziiertem Makulaödem: Kann die OCT die Fluoreszein-Angiografie ersetzen?

A Case Report of Two Patients with Pseudophakia-Associated Macular Edema: Can OCT Replace Fluorescein Angiography?A. Caramoy, S. Fauser, B. Kirchhof, S. Liakopoulos
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Publication History

Eingegangen: 10.3.2009

Angenommen: 8.5.2009

Publication Date:
14 October 2009 (online)

Hintergrund

Das Makulaödem ist eine mögliche Komplikation nach Katarakt-Chirurgie [1] [2]. Im Falle des Irvine-Gass-Syndroms äußert sich dieses durch die Bildung eines zystoiden Makulaödems mit intraretinaler Flüssigkeitsansammlung. Während die Fluoreszein-Angiografie der Standard ist [3], ist in den letzten Jahren die Frage aufgekommen, ob die OCT die Angiografie ersetzen kann. Die OCT hat den Vorteil, dass die Untersuchung nicht invasiv ist. Intraretinale zystoide Räume sind mithilfe der OCT gut darstellbar [4]. Durch die Einführung des hochauflösenden Spectral-domain-OCT ist es sogar möglich, ein bestimmtes Areal der Netzhaut mit dicht aneinanderliegenden, parallelen OCT-B-Scans vollständig zu erfassen und mit nahezu histologischer Detailgenauigkeit abzubilden. In dieser Kasuistik berichten wir über 2 Patienten, bei denen das Makulaödem nach Katarakt-Chirurgie nur in der Angiografie zu sehen war, nicht jedoch mithilfe der OCT.

Kasuistik 1

Ein 71-jähriger Patient wurde mit Verdacht auf Makulaödem in unsere Klinik überwiesen. Anamnestisch sah der Patient mit dem rechten Auge seit der Katarakt-Chirurgie vor 4 Monaten verschwommen. Außer den Katarakt-Operationen an beiden Augen war die Augenanamnese leer. In der Allgemeinanamnese gab der Patient einen gut eingestellten Diabetes-mellitus-Typ 2 (HbA1c = 6,5 %) und eine arterielle Hypertonie an.

Die bestkorrigierte Sehschärfe am rechten Auge betrug 0,6 und am linken Auge 1,0. Die Spaltlampenuntersuchung zeigte reizfreie vordere Augenabschnitte an beiden Augen. Der Augeninnendruck betrug rechts 14 und links 15 mmHg. In der indirekten Ophthalmoskopie zeigten sich beidseits vitale Papillen. Die Makula war ophthalmoskopisch unauffälig.

Kasuistik 2

Ein 74-jähriger Patient stellte sich in unserer Klinik vor mit wechselhaft schlechtem Sehen auf dem rechten Auge seit einer Katarakt-Operation vor 2 Monaten. Die Augenanamnese war außer der Katarakt-Operation leer. Eine koronare Herzerkrankung und eine arterielle Hypertonie waren bekannt und medikamentös eingestellt.

Die bestkorrigierte Sehschärfe am rechten Auge betrug 0,6 und am linken Auge 1,0. Die Spaltlampenuntersuchung zeigte regelrechte vordere Augenabschnitte. Der Augeninnendruck betrug rechts 9 und links 10 mmHg. Die indirekte Ophthalmoskopie zeigte beidseits eine vitale Papille und regelrechte Makula.

Bildgebende Diagnostik

Bei beiden Patienten wurde eine Fluoreszein-Angiografie und eine OCT-Untersuchung (Spectralis HRA + OCT, Heidelberg Engineering GmbH, Dossenheim, Germany) durchgeführt. In der Fluoreszein-Angiografie zeigten sich bei beiden Patienten am rechten Auge typische sternförmige hyperfluoreszente Areale um die Fovea in der Mittel- bis Spätphase ([Abb. 1] [2]). Die Spectral-domain-OCT-B-scans des 20° × 15°-Volumens zeigten hingegen einen regelrechten Befund. Es findet sich in beiden Fällen eine hintere Glaskörperabhebung in der OCT. Die foveale Einsenkung war vorhanden und in keinem der 37 Scans waren intraretinale zystoide Räume oder ein diffuses Ödem zu erkennen, wie sie nach dem angiografischen Befund zu vermuten gewesen wären. Die automatische Volumenberechnung der zentralen 3 mm der Netzhaut war bei beiden Patienten und beiden Augen fehlerfrei erfolgt, und ergab ein Volumen von 2,47 mm3 für das rechte und 2,30 mm3 für das linke Auge bei Patient 1, und von 2,48 mm3 für das rechte und 2,46 mm3 für das linke Auge bei Patient 2. Die mittlere retinale Dicke des zentralen 1 mm Feldes des ETDRS-Grids betrug 324 µm am rechten Auge und 286 µm am linken Auge bei Patient 1. Bei Patient 2 betrug die zentrale retinale Dicke rechts 324 µm und links 309 µm.

Abb. 1 Kasuistik #1. Die Fluoreszein-Angiographie am rechten Auge zeigt typische sternförmige hyperfluoreszente Areale um die Fovea. Das entsprechende OCT zeigte jedoch keine intraretinalen zystoiden Räume. Die mittlere zentrale retinale Dicke am rechten Auge ist bei 324 μm leicht verdickt im Vergleich zum linken Auge (der Durchmesser des dargestellten Grids beträgt 3 mm, des zentralen Feldes 1 mm). Abb. 2 Kasuistik #2. Das diskrete sternförmige hyperfluoreszente Areal um die Fovea des rechten Auges ist in der Spätphase der Fluoreszein-Angiographie zu erkennen. Das entsprechende OCT zeigt keine intraretinalen zystoiden Räume. Die zentrale retinale Dicke am rechten Auge ist bei 324 μm leicht verdickt im Vergleich zum Partnerauge (der Durchmesser des dargestellten Grids beträgt 3 mm, des zentralen Feldes 1 mm).

Verlauf

Acetazolamid wurde für Patient 2 verschrieben, während keine Therapie für Patient 1 durchgeführt wurde. Knapp ein halbes Jahr nach der Diagnosestellung ist das Makulaödem in der Angiografie nicht mehr zu sehen. Die Sehschärfe betrug 0,8 bei beiden Patienten.

Literatur

  • 1 Wright P L, Wilkinson C P, Balyeat H D. et al . Angiographic cystoid macular edema after posterior chamber lens implantation.  Arch Ophthalmol. 1988;  106 740-744
  • 2 Kraff M C, Sanders D R, Jampol L M. et al . Factors affecting pseudophakic macular edema: five randomized trials.  Am Intra-ocular Implant Soc J. 1985;  11 380-385
  • 3 Bischoff P. Macular edema: from symptom to diagnosis.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 1999;  214 (5) 311-316
  • 4 Spitzer M S, Ziemssen F, Yoeruek E. et al . Efficacy of intravitreal bevacizumab in treating postoperative pseudophakic cystoid macular edema.  J Cataract Refract Surg. 2008;  34 (1) 70-75

Dr. Albert Caramoy

Abteilung für Netzhaut- und Glaskörperchirurgie, Universität zu Köln, Zentrum für Augenheilkunde

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