Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(38): 1411-1414
DOI: 10.1055/s-0028-1119873
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Bang-Infektion des Menschen

R. Herter, H. U. Jackwitz, E. Schaal
  • Bakteriologischen Institut Warthausen (Württ.) (Direktor: Prof. Dr. A. Meyn)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter 2424 Widalreaktionen wurden serologisch 41 (=1,74%) Fälle von Bruzellose und Bruzelloseverdacht (Morbus Bang) beim Menschen festgestellt.

Zur Feststellung der Verbreitung des Morbus Bang bei Tierärzten, die, bezogen auf die Zahl der Berufsangehörigen, in aller Welt den größten Hundertsatz banginfizierter Menschen stellen, wurde an 3385 in der südlichen Hälfte der deutschen Bundesrepublik wohnende Tierärzte ein Fragebogen versandt. 736 Tierärzte haben geantwortet; 122 = 17% der Antwortenden haben angegeben, daß sie eine Banginfektion durchgemacht haben.

Die Auswertung der obigen Fälle hat ergeben:

a) Morbus Bang beim Menschen ist nur in solchen Gegenden zu erwarten, in denen die Rinderbruzellose endemisch ist.

b) Die Infektion erfolgte vorwiegend perkutan; die Fälle, die durch alimentare Infektionen über die Milch zustande gekommen sein können, sind wenig zahlreich.

c) Nachkrankheiten traten bei Tierärzten in 71 Fällen gleich 58%, Rückfälle in 24 Fällen = 20% auf.

d) Bei jedem Fall von Fieber unklarer Genese sollte auch an Morbus Bang, besonders bei Tierärzten und bei der ländlichen Bevölkerung, gedacht werden.

e) Die Komplementbindungsreaktion wird bei allen Verdachtsfällen von Morbus Bang empfohlen, da sie mehr chronische Fälle aufdecken kann als die Agglutination.

f) Bei akuten Fällen darf von Aureomycin ein Erfolg erwartet werden; ob mit dieser Behandlung Nachkrankheiten und Rückfälle verhindert werden können, wird die Zukunft lehren müssen. Wo Morbus Bang schon chronische Veränderungen im Körper gesetzt hat, ist von Antibiotika kein Erfolg mehr zu erwarten.

g) Viele Fälle von Morbus Bang werden nicht erkannt.

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