Dtsch Med Wochenschr 1942; 68(50): 1214-1217
DOI: 10.1055/s-0028-1120277
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kaudalähmungen nach intralumbalen Eubasinuminjektionen

Zugleich ein Beitrag zur MeningitistherapieG. Elsässer in Bonn, zur Zeit Oberarzt d. R. in einem Reservelazarett
  • Aus dem Rheinischen Prov.-Institut für psychiatrisch-neurologische Erbforschung in Bonn. Direktor: Prof. Pohlisch, leitender Arzt: Dozent Dr. Panse
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Publication Date:
05 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Es werden 3 Beobachtungen mitgeteilt, wo nach intralumbalen Injektionen von Eubasinum Kaudalähmungen auftraten (schlaffe Lähmungen der Beine in radikulärer Ausbreitung, Sensibilitätsstörungen im Bereich der lumbalen und sakralen Segmente, in 2 Fällen Lähmung von Blase und Mastdarm sowie Impotenz). Die Schädigungen erscheinen prognostisch ausgesprochen ungünstig In ihrer Verteilung sind die Schädigungen wahrscheinlich davon abhängig, zu welchen Kaudawurzeln das Eubasinum, der Schwere nach absinkend, zuerst und noch stark konzentriert gelangt.

Die intralumbale Injektion irgendeines Mittels ist in jedem Falle eine eingreifende und gefahrvolle Maßnahme. Das stark alkalische Eubasinum ruft jedoch — auch in 3—5facher Verdünnung der 33%igen Lösung — besonders oft schwere Schäden hervor. Es wird daher dringend gewarnt, das Eubasinum überhaupt noch intralumbal anzuwenden. Sollte es per os nicht wirken, so kann es intramuskulär oder auch intravenös gegeben werden. Bei seiner guten Wirksamkeit werden Versager wahrscheinlich zu den Ausnahmen gehören. Sollte in besonders schweren Einzelfällen eine intralumbale Sulfonamidanwendung unumgänglich notwendig werden, so könnte man das lokal weniger stark schädigende Albucid nehmen, das aber auch in 10facher Verdünnung und körperwarm injiziert werden muß. Auch die Injektion so stark verdünnter Sulfonamidlösungen ist jedoch nicht ungefährlich, vor allem wenn davon größere Mengen gespritzt werden. Zwei akute Todesfälle des Schrifttums bei Kindern, die 30 bzw. 20 ccm stark verdünnter Eubasinumlösung intralumbal erhielten, sind meines Erachtens so zu erklären, daß der kindliche Subarachnoidealraum mit dem Mittel weitgehend angefüllt wurde, wodurch eine plötzliche Lähmung der lebenswichtigen Oblongatazentren eintreten konnte. Auch beim Albucid besteht sicherlich die gleiche Gefahr.