Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(46): 1637-1640
DOI: 10.1055/s-0028-1123444
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die chirurgische Behandlung des Lungenabszesses*

Raffaele Paolucci
  • Direktor der Königlichen Chirurgischen Universitätsklinik in Bologna
* Vortrag, gehalten in der Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 15. VI. 1938.
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Publication Date:
01 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Obwohl wir überzeugt sind, daß der Krankheitsprozeß ein einheitlicher ist, und daß der Lungenabszeß nicht ohne eine mehr oder weniger ausgedehnte Nekrobiose des Lungengewebes besteht, unterscheiden wir vom klinischen Standpunkt und vor allem zum Zweck der Therapie der Lungeneiterungen folgende Kategorien: 1. Einfacher Abszeß; 2. Putrider Abszeß; 3. Echte massive Lungengangrän; 4. Chronische Lungeneiterung (Folgestadium aus den anderen Formen); 5. Abszedierende Bronchiektasie.

Ein Punkt, bei dem ich mich etwas länger aufhalten möchte, ist der Zeitpunkt, in dem der Chirurg eingreifen muß, oder besser der Zeitpunkt, an dem man die Hoffnung auf Spontanheilung aufgeben muß. Die allgemeine Meinung geht dahin, daß ein Abszeß nach 6—8 Wochen, maximal nach 2 Monaten seit seinem Entstehen operiert werden muß, weil man erst nach einer solchen Dauer die Hoffnung auf Spontanheilung aufgeben dürfe. Ich möchte hingegen behaupten, daß man schon 2 Wochen nach Sicherung der Diagnose bzw. 2 Wochen nach Erscheinen des typischen Auswurfes und nach Anfertigung der Röntgenaufnahme mit Sicherheit entscheiden kann, ob der Abszeß ausheilen oder sich ausdehnen wird.