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DOI: 10.1055/s-0028-1129818
Über das Vorkommen der Tuberkelbazillen im strömenden Blute
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung
1. Die Behauptung, daß bei den verschiedenen Formen der Tuberkulose, auch bei Lupus, Lupus erythematoides, in 30—40% Tuberkelbazillen im strömenden Blute gefunden werden, ist von vielen anerkannten Forschern trotz genauer Befolgung der Vorschriften von Loewenstein nicht bestätigt worden.
2. Die Behauptungen, daß bei Schizophrenie, bei Chorea, multipler Sklerose und rheumatoiden Erkrankungen in einem hohen Prozentsatz Tuberkelbazillen im Blut gefunden würden, daher in ätiologischem Zusammenhang mit diesen Krankheiten ständen, sind nicht bestätigt. Jedenfalls konnte von den vielen Nachuntersuchern niemand die hohen Prozentzahlen Loewensteins erreichen, und vor allem ist der Nachweis von Tuberkelbazillen bei der Polyarthritis rheumatica in so verschwindend wenigen Fällen geglückt, daß er höchstens einen Zufallsbefund darstellen kann. Dasselbe gilt auch von den anderen Erkrankungen wie von der Schizophrenie und der multiplen Sklerose. Es ist jetzt Sache Loewensteins, zu zeigen, wie er allein unter so vielen, die genau nach seiner Methodik verfahren, zu den zahlreichen positiven Tuberkulosebazillusbefunden gekommen ist.
3. Die Einwände, daß Technik oder Nährböden der Nachuntersucher nicht einwandfrei seien und die negativen Befunde erklärten, sind unhaltbar.
4. Die Verwirrung, die in weite ärztliche Kreise durch die Arbeiten von Loewenstein getragen ist, ist unberechtigt. Denn die Resultate, die Loewenstein erhalten haben will, sind nicht reproduzierbar und können deshalb nicht für neue Theorien oder Hypothesen über die Entstehung, Ätiologie, Klinik und Pathologie der Tuberkulose verwertet werden.
5. Die Tatsache, daß Tuberkelbazillen im Blute, das nicht Vermehrungsstätte sondern nur Transportmittel für sie ist, sich finden, darin durch Kultur und Tierversuch nachweisbar sind, war schon lange vor Loewenstein bekannt. Denn die Tuberkulose ist auch bei Lokalisierung im Gewebe eines Körpers niemals eine rein lokale Erkrankung. Anderseits entbehrt die Behauptung, daß die Tuberkulose mit einer Bakteriämie, d. h. mit einer primären Vermehrung der Tuberkelbazillen in der Blutbahn beginnt, jeder klinischen und experimentellen Unterlage.
6. Die Untersuchungen vieler anerkannter Tuberkuloseforscher über das Vorkommen von Tuberkelbazillen im Blute Tuberkulöser und an anderen Krankheiten nichttuberkulöser Ätiologie zeigen, daß an der ätiologischen Rolle der Tuberkelbazillen, wie sie durch die epochalen Entdeckungen von Robert Koch festgestellt und seit 50 Jahren durch Pathologen, Kliniker und Bakteriologen in allen Ländern der Erde bestätigt wurde, bisher nichts zu ändern ist.