Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 19
DOI: 10.1055/s-0030-1256914
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Chen Y-J, Lo D-F, Chang C-H et al. The value of dynamic radiographs in diagnosing painful vertebrae in osteoprotic compression fractures. AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 121 – 124

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Publication Date:
12 October 2011 (online)

Dynamische Röntgenaufnahmen: Häufig lässt sich eine Mobilität vertebraler Kompressionsfrakturen darstellen

Der Nachweis der Mobilität von Wirbelfrakturen gilt als wichtiger Hinweis auf Schmerzhaftigkeit und damit Behandlungsbedürftigkeit sein. Yen-Jen Chen und seine Arbeitsgruppe aus Taiwan, China, untersuchten, inwieweit sich die Mobilität durch dynamische Röntgenaufnahmen in sitzender und liegender Position erfassen lässt.

Im Röntgenbild ist es manchmal schwer zu entscheiden, ob es sich um eine frische oder ältere, bereits abgeheilte Wirbelfraktur handelt. Aus diesem Grund wird in der Regel die MRT zur Erkennung von symptomatischen behandlungsbedürftigen Frakturen eingesetzt. Hier lassen sich ödematöse Veränderungen als Zeichen einer frischen Fraktur erkennen.

An der chinesischen Studie nahmen 105 konsekutive Patienten mit 144 osteoporotischen vertebralen Kompressionsfrakturen teil, bei denen eine Vertebroplastie (n = 86) oder chirurgische Intervention (n = 19) geplant war. Indikaktion für diese Eingriffe waren schwere therapieresistente Schmerzen bei Nachweis aktiver ödematöser Läsionen im MRT. Die überwiegend weiblichen Patienten waren zwischen 62 und 90 Jahren alt.

Vor dem Eingriff wurden bei allen Patienten a.-p. Röntgenaufnahmen durchgeführt. Zusätzlich wurden seitliche Röntgenaufnahmen im Sitzen mit Ausrichtung auf die Wirbelfraktur und im Liegen auf dem Kreuztisch mit Ausrichtung auf den Indexwirbel mithilfe einer 10 cm hohen Lagerungsrolle angefertigt. Von 2 Untersuchern wurden dann die kyphotischen Winkel ausgehend von der oberen und unteren Endplatte des frakturierten Wirbelkörpers in den verschiedenen Positionen gemessen und so der Mobilitätsgrad bestimmt.

Fast alle Patienten haben mindestes eine mobile Fraktur

Insgesamt wurde bei 126 der 144 Wirbelfrakturen (87,5 %) eine Mobilität festgestellt. Fast alle Patienten (104 von 105, 99 %) hatten aber mindestens eine mobile Wirbelfraktur. 17 Patienten wiesen sowohl mobile als auch nicht mobile Wirbelfrakturen auf. Die mittlere anteriore Wirbelhöhe im Sitzen lag in der seitlichen Röntgenaufnahme bei 13,53 ± 6,80 mm und nahm im Liegen bis im Mittel 22,01 ± 6,13 mm zu. Dies entspricht einer mittleren Höhenzunahme bei Positionswechsel von 8,48 ± 5,36 mm.

Die Sensitivität der dynamischen Röntgenuntersuchung liegt somit bei MRT-gesicherten ödematösen Frakturen bei 0,87. Nachgewiesen wurde aber auch, dass bei Patienten mit schmerzhaften Wirbelfrakturen mit geplanter Vertebroplastie bzw. chirurgischer Intervention zu 99 % mindestens 1 mobile Fraktur mittels dynamischer Röntgenaufnahmen nachweisbar ist.

Nach wie vor wird das MRT vor Vertebroplastie oder Operation die Untersuchungsmethode der Wahl sein und kann nicht durch Röntgenaufnahmen ersetzt werden, schreiben die Autoren. In bestimmten Situationen – z.B. wenn mehr als 1 Woche zwischen letztem MRT und dem Eingriff vergangen ist – könnten dynamische Röntgenaufnahmen aber eine zusätzliche Sicherheit beim Erkennen der schmerzauslösenden Frakturen bieten. Auch bei Patienten, bei denen kein MRT möglich ist, könnten die dynamischen Röntgenaufnahmen im Sitzen und Liegen eine Alternative sein.

Fazit
Laut den Autoren lässt sich bei Patienten mit schmerzhaften osteoporotischen Wirbelkompressionsfrakturen und geplanter Intervention mit dynamischen Röntgenaufnahmen im Sitzen und Liegen fast in allen Fällen mindestens eine mobile Fraktur nachweisen. Damit hilft die Untersuchung beim Erkennen der schmerzauslösenden Frakturen, wenn das MRT schon länger her oder nicht durchführbar ist.

Maria Weiß, Berlin

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