Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 19-20
DOI: 10.1055/s-0030-1256915
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Lummel N, Zeif C, Kloetzer A et al. Variability of morphology and signal intensity of alar ligaments in healthy volunteers using MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 125–130

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Publication Date:
12 October 2011 (online)

Bandverletzungen bei HWS-Schleudertrauma: Anatomische Normvarianten nicht als pathologisch interpretieren

Bei Verdacht auf Verletzungen der Halswirbelsäule wird zunehmend die MRT eingesetzt. Um pathologische Veränderungen besser von anatomischen Varianten abgrenzen zu können, untersuchten Dr. Nina Lummel und ihre Kollegen aus München die Morphologie und Signalintensität der Ligg. alaria bei gesunden Probanden.

Die Ligg. alaria verbinden den Dens axis mit den okzipitalen Kondylen und spielen eine wichtige Rolle bei der Rotation und Flexion der oberen Halswirbelsäule. Die Bedeutung von Verletzungen dieser Bänder bei HWS-Beschleunigungsverletzungen ist noch nicht abschließend geklärt. Insbesondere ist unklar, ob eine höhere Signalintensität der Bänder im MRT verletzungsbedingt ist und mit den klinischen Symptomen korreliert.

An der Studie der Münchener Neuroradiologen nahmen 50 gesunde Probanden zwischen 20 und 31 Jahren teil, die bisher noch nicht an einem HWS-Syndrom oder Schleudertrauma gelitten hatten. Bei allen wurde ein 1,5-T-MRT des Hals-Kopf-Übergangs mit 2 mm-protonendichtegewichteter Sequenz in 3 Ebenen durchgeführt und von 2 Untersuchern interpretiert.

Hyperintensität auch bei gesunden Probanden

Insgesamt ließen sich die Ligg. alaria auf 67,5 % aller Aufnahmen gut darstellen. Die Abgrenzung der Ligg. alaria gelang am besten in der Koronarebene, gefolgt von der sagittalen und axialen Ebene.

Es zeigt sich eine hohe Variabilität in Morphologie und Signalintensität. 58,5 % der Bänder wiesen eine lateral aszendierende und 40,5 % eine horizontale Ausrichtung auf. Im Querschnitt waren die Bänder entweder rund (41,5 %), oval (51,5 %) oder flügelartig (6,5 %).

6,5 % der Ligamente erschienen in sagittaler Sicht homogen dunkel. Eine hyperintense Signalintensität bis zu einem Drittel der Querschnittsfläche ließ sich bei 33 % der Probanden nachweisen, bei 45 % der Probanden waren bis zu zwei Drittel der Querschnittsfläche hyperintens und bei 15 % mehr als zwei Drittel.

Fazit
Die Ligg. alaria weisen im 1,5-T-MRT bei gesunden jungen Probanden ohne HWS-Trauma in der Anamnese eine hohe intra- und interindividuelle Variabilität in Morphologie und Signalintensität auf. Dies widerspricht der Auffassung, dass bestimmte Veränderungen, wie eine erhöhte Signalintensität, immer traumabedingt sind. Abweichungen im Erscheinungsbild der Bänder sollten somit nicht vorschnell als pathologischer Befund im Rahmen von HWS-Beschleunigungstraumata interpretiert werden.

Maria Weiß, Berlin

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