Neuroradiologie Scan 2012; 2(1): 12-13
DOI: 10.1055/s-0030-1257131
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Mesaros S, Rocca MA Pagani E et al. Thalamic damage predicts the evolution of primary-progressive multiple sclerosis at 5 years. AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 1016 – 1020

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Publication Date:
05 January 2012 (online)

Thalamusläsionen geben früh Auskunft über klinische Prognose der PPMS

Die fortschreitenden neurologischen Defizite, die den Verlauf der primär progressiven multiplen Sklerose (PPMS) kennzeichnen, sind bisher nicht hinreichend untersucht. Mit den Befunden des konventionellen MRT konnte bei den meisten Patienten kein direkter Bezug zum klinischen Verlauf hergestellt werden. Im Rahmen einer Langzeitstudie über 15 Monate untersuchten Mesaros et al. an Patienten mit gesicherter PPMS den Verlauf der strukturellen Läsionen im Thalamus-Bereich mit der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI).

Die DTI ist eine häufig eingesetzte Variante der diffusionsgewichteten MRT, die auch die Richtungsabhängigkeit der Diffusion erfasst. Veränderungen der Hirnstruktur lassen sich mit der DTI früher darstellen als mit der konventionellen MRT.

In einer DTI-Langzeitstudie wurden 54 Patienten über 5 Jahre mit dieser Methode nachverfolgt. Hier erwiesen sich der Ausgangswert der mittleren Diffusität (MD) der grauen Substanz im Gesamthirn und der Ausgangs-EDDS-Score (EDDS = expanded Disability Status Scale) als unabhängige Prädiktoren einer klinischen Verschlechterung im Studienzeitraum. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob auch die anfangs und im Verlauf mittels DTI festgestellten Veränderungen im Bereich des Thalamus mit einer zunehmenden Behinderung korreliert sind. Zum Vergleich wurden zusätzlich 8 gesunde Kontrollpersonen herangezogen.

Zum Zeitpunkt des Studienbeginns zeigten 29 PPMS-Patienten in der T2-Aufnahme sichtbare Läsionen im Bereich des Thalamus. Im Verlauf kamen 9 zusätzliche Läsionen hinzu, davon 7 bei Patienten, die anfangs keine Thalamusläsionen aufwiesen.

Im Vergleich zu den gesunden Kontrollen zeigten die PPMS-Patienten zu Studienbeginn ein geringeres normalisiertes Thalamusvolumen (p < 0,001) und eine geringere thalamische fraktionale Anisotropie (FA), die MD im Bereich von Thalamus und grauer Substanz (ohne Thalamus) war dagegen erhöht. Im Verlauf waren die FA-Veränderungen im Bereich des Thalamus bei den PPMS-Patienten deutlich ausgeprägter als bei den Kontrollpersonen (p = 0,01).

Zwischen den Patienten mit und ohne thalamische Läsionen zeigten sich deutliche Unterschiede in Bezug auf das normalisierte Thalamusvolumen und die verschiedenen thalamischen DTI-Parameter. Dabei zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen einem geringen Ausgangsvolumen des Thalamus und dem Ausmaß der T2-Läsionen sowie der Schädigung der normal erscheinenden weißen Substanz (NAWM). In der Multivarianz-Analyse erwiesen sich die durchschnittliche NAWM-MD (OR = 1,46, p = 0,02) und die thalamischen FA-Veränderungen (OR = 0,84, p = 0,02) als unabhängige Prädiktoren einer Verschlechterung des EDSS-Scores.

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