B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2010; 26(5): 237
DOI: 10.1055/s-0030-1262574
WISSENSCHAFT

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Unternehmensführung in der Krise? Werte als Erfolgsfaktor

A. Wollert1
  • 1Karlsruher Institut für Technologie
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Publication Date:
26 October 2010 (online)

Unternehmen stehen im Wettbewerb. Technische und wirtschaftliche Vernetzung führen zu ständiger Dynamik und Komplexität. Unsere Multioptionsgesellschaft fordert von jedem von uns immer wieder neue Entscheidungen.

Kernaufgabe der Führung ist die Bewältigung von Veränderungen und Turbulenzen. Führungskräfte lösen die Folgen der Bevölkerungsentwicklung, sichern die Versorgung mit Rohstoffen und Energie, managen die Euro-Turbulenzen. Und das in einer Zeit, in der ihre Legitimation schwindet. Die hauptsächlich durch Abkoppelung der Finanz- von der Realwirtschaft entstandene Finanzkrise, die übliche einseitige Orientierung der Unternehmensführungen am Shareholder-Value, die Dynamik der Einkommens-Ungleichverteilung sowie unethisches Verhalten Einzelner haben das Vertrauen in die Zuverlässigkeit, das Können und die Ehrlichkeit der Führungseliten zum Schwinden gebracht.

Wir müssen akzeptieren, dass der Markt einer anderen Rationalität gehorcht als z. B. eine Familie. Trotzdem: Wer anderen den Weg zeigen will, muss ethische Kompetenz beweisen. Andernfalls gibt es keine Akzeptanz vonseiten der Geführten. Dass viele Unternehmen das erkennen, zeigt die Diskussion von Corporate Social Responsibility (CSR) in Deutschland. Allerdings steht CSR oft nicht gleichwertig neben der ökonomischen Zielsetzung, sondern ist dieser untergeordnet. Maßgebend ist, an welchen Kriterien der Erfolg von Unternehmen gemessen wird. Mit anderen Worten: Welche Werte erstreben wir in unserer Gesellschaft, welche Werte verfolgt ein bestimmtes Unternehmen?

Werte sind Leitbilder der menschlichen Daseinsgestaltung. Sie sind mit dem Erfolg von Unternehmen untrennbar verbunden. Unternehmenskultur baut auf sie auf und sorgt dafür, dass sie in Unternehmenswert transformiert werden. Leistung und Engagement der Mitarbeiter bleiben erhalten, wenn sie ihre Wertvorstellungen in ihrer Arbeit realisieren können. Die letzten Krisen entstanden, weil sich Werte wie Schuldenmachen, Größenwahn, Gier durchgesetzt hatten.

Um künftig Fehlallokationen zu vermeiden versucht der Staat, eine bessere Rahmenordnung zu schaffen. In der Wirtschaft wurde Unternehmensethik zum Thema. Man erkennt, dass sich unternehmerischer Erfolg nicht nur am Gewinn, sondern auch an der Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter, an der gesellschaftlichen Verantwortung, sich insgesamt an einem sichtbar gelebten Wertesystem beweist.

In den Unternehmen wird eine Vielzahl von Werten diskutiert wie: Rentabilität, Liquidität, Qualität, Fairness, Diversity, Kreativität, Loyalität, Flexibilität, Transparenz, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Verantwortung, Mut zur Veränderung, Kostenführerschaft. Ein Leitbild muss der Vielfalt von Unternehmenszielen gerecht werden. Die Werte unterschiedlicher Gruppen müssen beachtet werden: von Investoren, Kunden, Lieferanten, Partnern, der Öffentlichkeit, von staatlichen Stellen; sie alle sollten sich angesprochen fühlen. In jedem Fall muss sich die Belegschaft in den letztlich verabschiedeten Grundwerten bzw. in einem entsprechenden Wertekorridor wiederfinden. Unterschiedliche Unternehmenskulturen unterscheiden sich in dem Ausmaß, in dem sie ihre Werte tatsächlich leben und in der unterschiedlichen Akzentuierung und Bevorzugung einzelner Werte.

In ihren Leitbildern geben sich die Unternehmen im Spannungsfeld wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ansprüche ihre individuelle Identität. Die gemeinsam entwickelten Werte sind dabei in konkrete Verhaltensstandards zu überführen und regelmäßig zu evaluieren. Entscheidend für den Erfolg einer werteorientierten Unternehmenspolitik ist, dass die Führungskräfte geschlossen hinter den verabschiedeten Werten stehen und diese in Einstellung und Haltung verkörpern.

Online zu finden unter http://dx.doi.org/10.1055/s-0029-1262574

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Prof. Dr. A. Wollert

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