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DOI: 10.1055/s-0032-1325821
Längeres Stillen durch intensive Beratung
Publication History
Publication Date:
01 December 2012 (online)
Die World Health Organization (WHO) empfiehlt, Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten wenn möglich ausschließlich zu stillen. Die frühere Zufütterung oder ausschließliche Ernährung mit Säuglingsanfangsnahrung oder ähnlichem ist unnötig und erhöht außerdem das Risiko für gastrointestinale und respiratorische Infekte. Allerdings wird diese Empfehlung nicht immer eingehalten: Eine Untersuchung in Brasilien hat vor kurzem ergeben, dass etwa ein Viertel aller Säuglinge im Alter von 3 – 6 Monaten schon zusätzlich gefüttert wird. Im Alter von 4 – 6 Monaten bekommt schon die Hälfte der Kinder industriell vorgefertigte Nahrung. Die Arbeitsgruppe um Luciana Dias de Oliveira von der Universität Rio Grande do Sul hat ein Programm entwickelt, das diese Zahlen senken könnte.
Ausführliche Beratungsgespräche können die frühe Zufütterung von Kuhmilchprodukten oder anderen industriell hergestellten Säuglingsernährungen deutlich vermindern. Das haben brasilianische Mediziner in ihrer randomisierten Untersuchung mit insgesamt 323 Müttern im Teenageralter (vor dem 20. Lebensjahr) und ihren Neugeborenen festgestellt. Zusätzlich waren 169 Großmütter mütterlicherseits in die Studie aufgenommen worden, wenn die Mütter noch mit ihnen in einem gemeinsamen Haushalt lebten. Bei 163 Müttern und 88 Großmüttern waren insgesamt 6 intensive Beratungsgespräche über den Nutzen des Stillens, die Risiken einer zu frühen Zufütterung und zuletzt über eine allmähliche ergänzende Fütterung ab dem 6. Monat geführt worden. Das 1. Gespräch erfolgte noch in der Klinik, die 5 weiteren 7, 15, 30, 60 und 120 Tage nach der Entlassung im häuslichen Umfeld. Zusätzlich erhielten die Mütter und gegebenenfalls Großmütter speziell für die Studie erstelltes Informationsmaterial über eine gesunde Säuglingsernährung. Die Kontrollgruppe erhielt nur die Standardinformationen, die routinemäßig in der Klinik gegeben wurden. Beurteilt wurde die Zeit bis zur Einführung von Kuhmilchprodukten und sonstigen industriell hergestellten Säuglingsnahrungen in den Speiseplan der Kinder.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder in der Interventionsgruppe deutlich länger ausschließlich gestillt wurden: Über 153 Tage gegenüber 95 Tagen in der Kontrollgruppe. Im Alter von 4 Monaten erhielten 41 % der Kinder in der Kontrollgruppe eine Zusatznahrung gegenüber 22,8 % der Kinder in der Interventionsgruppe. Allerdings ließ der Effekt mit der Zeit nach: Im Alter von 6 Monaten war die Häufigkeit der Kinder, die Ergänzungsnahrung erhielten, in beiden Gruppen etwa gleich (88,4 % in der Kontrollgruppe, 87,1 % in der Interventionsgruppe).