Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(12): 1177
DOI: 10.1055/s-0032-1328040
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Limbus – eine Region mit Zukunft

The Limbus – A Region with a Future
Rudolf F. Guthoff
,
Oliver Stachs
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Publication Date:
20 December 2012 (online)

Im letzten Themenheft der Reihe „Neue Technologien“ haben wir über neue Möglichkeiten aus dem Bereich Vorderabschnittsbildgebung berichtet. Neben der Magnetresonanztomografie waren dies experimentelle Techniken aus dem Bereich der Biophotonik. Insbesondere die konfokale Laserscanning-Mikroskopie ermöglicht eine In-vivo-Hornhautmikroskopie über die Auflösung der konventionellen Spaltlampenmikroskopie hinaus. Die zunehmende Verbreitung dieser spezialisierten Technologie hat zu einem breiten Anwendungsspektrum in der experimentellen Augenheilkunde geführt. Damit wird die Brücke zur Thematik dieses Themenheftes geschlagen: der Limbus. Die konfokale Lasermikroskopie liefert neben der Kornea auch einen nichtinvasiven In-vivo-Zugang zu diesem Bereich des Auges, welcher einen wesentlichen Beitrag für die Reparatur- und Regenerationsmechanismen der Hornhaut leistet. Das diesjährige Themenheft „Neue Technologien“ soll sich praxisnah den Möglichkeiten einer In-vivo-Bildgebung des Limbusepithels und der Vogt-Palisaden, aktuellen Therapieoptionen bei Erkrankungen der Limbusstammzellen und deren Bedeutung für einen möglichen biotechnologischen Gewebeersatz nähern.

Der Beitrag aus unserer Klinik befasst sich mit den Möglichkeiten und Grenzen einer In-vivo-Bildgebung der Limbusregion. Ziel der vorgestellten Untersuchungen ist die morphologische Erfassung dieser Region mittels konfokaler In-vivo-Laserscanning-Mikroskopie und optischer Kohärenztomografie sowohl in gesunden Probanden als auch in Kontaktlinsenträgern und Patienten mit Oberflächenproblematiken. Eine In-vivo-Darstellung des Hornhautlimbus kann Aufschluss über die korneale Zellintegrität und das Wundheilungsvermögen geben.

Einen Schritt weitergehend widmen sich Eberwein und Kollegen aktuellen und zukünftigen Therapieoptionen bei Erkrankungen der Limbusstammzellen. Dabei werden die therapeutischen Optionen nach einseitiger oder beidseitiger Stammzellinsuffizienz unterschieden. Es wird ebenfalls diskutiert, inwieweit aufgrund des begrenzten Pools an Limbusstammzellen auch andere autologe Stammzellen genutzt werden können.

Reparatur- und Regenerationsvorgänge des Hornhautepithels werden aus einem Reservoir unipotenter Progenitorzellen gespeist, welche in der basalen Epithelschicht am korneoskleralen Limbus lokalisiert sind. Störungen dieser Zellpopulation beeinflussen die Oberflächenintegrität und sind damit Ursache eines schmerzhaften Sehverlusts. Menzel-Severing und Kollegen aus dem Universitätsklinikum Erlangen fassen in ihrem Beitrag das gegenwärtige Wissen über den Limbus als Stammzell- und Differenzierungsnische zusammen und zeigen Möglichkeiten der Transplantation von kultiviertem Hornhautepithel, humaner Amnionmembran als Limbusstammzellkultur bzw. andere synthetische und biosynthetische Stammzellträger auf. Des Weiteren wird auf die Transdifferenzierung nicht-kornealer Progenitorzellen eingegangen.

Grundlagenuntersuchungen zum Limbus bzw. den Limbusstammzellen und ihrer Nische eröffnen neue Perspektiven bei der Analyse von Oberflächenerkrankungen des Auges, dem Tissue engineering und der Entwicklung von gewebespezifischen Biomaterialien. Wir hoffen mit diesem Themenheft ein wenig über den Rand neuer Geräteentwicklungen hinaus Grenzen und Möglichkeiten in diesem Bereich aufgezeigt zu haben.

Rudolf F. Guthoff und Oliver Stachs