Der Klinikarzt 2014; 43(5): 231
DOI: 10.1055/s-0034-1382802
Zum Thema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Update Gastroenterologie

Dieter Schilling
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2014 (online)

Die Gastroenterologie ist ein sehr breites Teilgebiet der Inneren Medizin, das sie prädestiniert, in vielen kleineren und mittelgroßen Kliniken häufig neben dem Spezialgebiet den Part der Allgemeinen Inneren Medizin abzudecken. Sie reicht von der Infektiologie, Immunologie, Neurogastroenterologie, Onkologie und Endokrinologie über die diagnostischen Möglichkeiten der Sonografie, Endosonografie, Funktionsdiagnostik und Endoskopie bis hin zum minimalinvasiven Operieren früher Karzinome des GI-Traktes. Dieser Bandbreite und auch den Auswirkungen der zunehmend ambulant gewordenen gastroenterologischen Diagnostik und Therapie – vor allem im Bereich der Infektiologie und Immunologie – soll dieses Update Gastroenterologie Rechnung tragen.

Das Reizdarmsyndrom ist mittlerweile eine anerkannte organische Erkrankung mit zahlreichen Untergruppen, die zunehmend besser pathophysiologisch charakterisiert werden können. Dies sind auch tatsächlich für Kliniker wichtige Erkenntnisse, sind diese Patienten doch nicht selten hospitalisiert und dann in der Gefahr, trotz ausgiebiger vorausgegangener Ausschlussdiagnostik in eine weitere diagnostische Mühle zu geraten, die nicht nur unnötig Kosten produziert, sondern auch der Führung dieser Patienten nicht zuträglich ist. Frieling geht in seinem Artikel auf die wesentlichen neuen Erkenntnisse ein und stellt auch die modernen pharmakologischen Aspekte dar.

Auch wenn Hepatitis C tatsächlich in absehbarer Zeit heilbar zu sein scheint, müssen wir uns mit den Folgeerkrankungen auseinander setzen. Diese wiederum sind häufig Erkrankungen, die auch stationär diagnostiziert und behandelt werden müssen. Die fatalste Folge infektiöser Hepatitiden oder der Alkoholischen Steatohepatitis (ASH) oder Nicht Alkoholischen Steatohepatitis (NASH), das Hepatozelluläre Karzinom (HCC), stellt ein Musterbeispiel einer interdisziplinär geprägten Viszeralmedizin dar. Schuchmann stellt diesen multimodalen Ansatz der Therapie des HCC sehr plastisch dar und zeigt auf, wo die Probleme liegen.

Viele Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden ambulant diagnostiziert und nur bei schweren Verläufen uns Klinikern vorgestellt. Ehehalt zeigt auf, wie ein schwerer Schub einer Colitis ulcerosa in der Klinik versorgt werden sollte. Dabei werden auch alternative Lösungen der Immunsuppression zu den TNFα-Blockern dargelegt.

Die gastrointestinale Blutung ist in den letzten 20 Jahren zu einer Erkrankung geworden, die überwiegend ohne chirurgische Therapie auskommt. Die Daten zur endoskopischen Blutstillung mit der Injektionsmethode und auch der Clippapplikation sind schon sehr gut und in den letzten Jahren sind tatsächlich Innovationen wie effektivere Clipps, aber auch Sprays und Puder dazu gekommen, die uns auch in seltenen Situationen noch ermöglichen, minimalinvasiv ohne Chirurg effektive Blutstillung zu betreiben. Rey zeigt die Möglichkeiten und Differenzialindikationen der Devices auf.

Die Gastroenterologie ist ein ambulantes Fach geworden. Das hört man immer wieder, weil sich die Kerndiagnostik, die Sonografie und die Endoskopie tatsächlich perfekt ambulant abbilden lassen. Ausbildungskonzepte aus früherer Zeit müssen sich dieser Situation stellen, denn selbst universitäre Einrichtungen können Ihren Ausbildungsassistenten nicht mehr die komplette Bandbreite an gastroenterologischen Krankheitsbildern bieten. Wie ein konstruktives, die Sektorengrenzen verwischendes Ausbildungssystem aussehen kann, das zeigt Frau Kallinowski in ihrem Beitrag in diesem Heft.

Gastroenterologie in seiner ganzen Breite, viel Freude bei der Lektüre.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Prof. Dr. med. Dieter Schilling, Mannheim