Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(49): 2487-2488
DOI: 10.1055/s-0034-1387390
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung – Schneller von der Idee zum Patienten

German Centres for health science – faster from the idea to the patient
G. Hasenfuß
1   Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum Göttingen
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Publication Date:
25 November 2014 (online)

„This discovery may lead to a new treatment strategy for our patients.“

Mit einer solchen Aussage enden viele medizinische Grundlagenpublikationen, und nur in den wenigsten Fällen findet die Entdeckung dann den Weg ans Krankenbett.

Um den Translationsprozess vom „Proof for Principle“ zur Patientenbehandlung effizienter und schneller zu gestalten, hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren sechs deutsche Zentren der Gesundheitsforschung (DZGs) gegründet, in denen Grundlagenwissenschaftlern mit klinischen Forschern standortübergreifend zusammenarbeiten. Die Zentren beschäftigen sich mit den internistischen Schwerpunktthemen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionserkrankungen, Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen und Diabetes mellitus sowie mit neurodegenerativen Erkrankungen (Abb.  [ 1 ]).

Die Auswahl der einzelnen Standorte für jedes Zentrum erfolgte nach öffentlicher Ausschreibung in einem internationalen Begutachtungsverfahren. Das politische Ziel, die wichtigsten Volkserkrankungen wirksam bekämpfen zu können, soll durch eine langfristige, substanzielle, institutionelle Förderung der Beteiligten Exzellenzeinrichtungen erreicht werden. Von den einzelnen Zentren wurden unterschiedliche Organisationsmodelle entwickelt.

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Abb. 1 Die Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG). Abbildungsquelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Broschüre: „Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung - Gebündelte Erforschung von Volkskrankheiten“. Gestaltung: wbpr Public Relations GmbH.

Exemplarisch möchte ich hier auf das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) kurz eingehen. Hier sind in einem Vereinsmodell sieben universitäre Standorte mit 27 Partnereinrichtungen zusammengeschlossen: Universitäten, Universitätskliniken, Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz- und Max-Planck-Institute und eine Ressort-Forschungseinrichtung. Die Koordination erfolgt über eine Geschäftsstelle in Berlin.

Hauptthemen sind

  • Prävention und Therapie des Herzinfarkts

  • Prävention und individualisierte Therapie der Herzschwäche

  • Prävention des plötzlichen Herztodes

Die Organisationsstruktur, die ganz auf die Generierung eines Mehrwertes durch die Kooperation der Partnerstandorte getragen ist, wurde im Sommer 2014 international begutachtet und mit Bestnoten bewertet.

Die finanzielle Förderung dient einerseits der Stärkung der Struktur der Partnerstandorte für die gemeinsame Aufgabe. Ganz im Vordergrund steht jedoch die jährliche Investition von ca. 15 Mio. Euro für die Durchführung von klinischen Studien, die das DZHK in Kooperation der Partnerstandorte und zusammen mit externen Kooperationspartnern durchführt.

Ziel dieser Studien ist die Leitlinienrelevanz, d. h. sie sollen zu einer Änderung der praktischen Therapieempfehlungen führen. Beispiele sind der Vergleich der verschiedenen Therapieverfahren und die Austestung bekannter Arzneimittel bei neuen Indikationen (Repurposing).

Kurz: alle Studien, die nicht primär der Neuzulassung von Arzneimitteln dienen und die Domänen der Pharmaindustrie darstellen. Darüber hinaus werden Studien gefördert, die der frühen klinischen Prüfung dienen und den Schritt vom Tierexperiment in die Klinik bewerkstelligen sollen.

Die erste klinische Studie ist der terminalen Herzinsuffizienz gewidmet. Sie untersucht die Bedeutung einer frühzeitigen Implantation eines Herzunterstützungssystems im Vergleich zum bisherigen Vorgehen, dieses System als ultima ratio bei Patienten auf der Transplantationswarteliste zu implantieren.

Ferner befindet sich eine Studie in Planung zur prognostischen Relevanz einer intravenösen Eisentherapie bei herzinsuffizienten Patienten.

Mit den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung wurden neue Forschungsverbünde geschaffen, die in wesentlichen Kerngebieten der Inneren Medizin die erfolgreiche Umsetzung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen in die klinische Praxis bewirken sollen. Darüber hinaus wurden mit den DZG neue Strukturen aufgebaut, die die Gesundheitsforschung in Deutschland attraktiver für die besten Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland machen.