PPH 2015; 21(01): 53-59
DOI: 10.1055/s-0035-1544941
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Publication Date:
23 January 2015 (online)

MITTEILUNGEN

Pflege-Thermometer 2014

Mängel bei der Versorgung von Demenzkranken

Eine Befragung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip) in Köln weist auf gravierende Mängel bei der Demenzversorgung in deutschen Krankenhäusern hin.

Das dip hat mit dem Pflege-Thermometer 2014 die bislang größte Befragung in der Pflege zur Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus veröffentlicht. Über 1800 Stations- und Abteilungsleitungen aus Krankenhäusern aus dem gesamten Bundesgebiet wurden befragt.

Der Studie zufolge litt fast jeder vierte Patient auf den befragten Stationen (23 Prozent) an einer Demenz. Die Studie offenbart gravierende Umsetzungsprobleme von geeigneten Versorgungskonzepten. Eine Rolle spielt dabei auch der zunehmende Personalmangel in der Pflege.

Die Studienergebnisse zeigen, dass gerade nachts, aber auch tagsüber an den Wochenenden Versorgungsengpässe auftreten. „Diese Mangelsituation führt nicht selten zu unnötiger Verabreichung von Schlafmedikamenten und häufig zu fragwürdigen Fesselungen von Patienten, so genannten Fixierungen“, so Professor Michael Isfort, Leiter der Studie. Hochgerechnet auf alle Krankenhäuser in Deutschland schätzen die Forscher vom dip, dass pro Jahr zirka 2,6 Millionen sedierende Medikamente verabreicht und zirka 500 000, meist unnötige, Fixierungen durchgeführt werden.

In vielen Projekten zur Verbesserung der Demenzversorgung im Krankenhaus wurden in der Vergangenheit vielversprechende Ansätze erprobt, die aber bislang kaum umgesetzt werden. Konzepte, wie tagesstrukturierende Maßnahmen oder auch die Schulung von Demenzbeauftragten im Krankenhaus, werden nur auf einer von zehn Stationen eingesetzt. Die befragten Leitungskräfte machen vor allem das fallpauschalierte Vergütungssystem und den hohen Wirtschaftlichkeitsdruck für die Versorgungsdefizite verantwortlich. Auch die ausgedünnte Personaldecke spielt eine wichtige Rolle.

„Es ist an der Zeit, die Sorgen der Pflege im Krankenhaus ernst zu nehmen“, so Isfort. „Während man bei der Pflegeversicherung die Finanzierung der Betreuung für Menschen mit Demenz verbessert hat, warten die Krankenhäuser bislang darauf, dass erhöhte Leistungen und die Sicherstellung der Pflege durch gute Konzepte auch abgerechnet werden können. Auch das hemmt entscheidend die Versorgungsqualität“, so Isfort weiter.

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Professor Michael Isfort, Leiter der Studie „Pflegethermometer 2014.” (Foto: dip)

Die Studie kann kostenlos von den Internetseiten des dip heruntergeladen werden: http://www.dip.de.

Quelle: dip