PPH 2015; 21(02): 106-107
DOI: 10.1055/s-0035-1548600
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Publication Date:
24 March 2015 (online)

MITTEILUNGEN

Gerontopsychiatrisches Symposium

Viele ältere Menschen leiden an psychischen Problemen

Auf dem VII. Gerontopsychiatrischen Symposium im Klinikum Wahrendorff diskutierten Experten aus dem gesamten Bundesgebiet über psychische Erkrankungen älterer Menschen und die mögliche Vorsorge für eine seelische Gesundheit im Alter.

Etwa ein Viertel der über 70-Jährigen ist von psychischen Erkrankungen betroffen. Dazu gehören neben Demenzen die Depressionen, Ängste, Schlafstörungen, der akute Verwirrtheitszustand und Suchterkrankungen. Die Erkrankungen treten häufig mit anderen Krankheitsbildern auf, insbesondere mit chronischen körperlichen Erkrankungen, und werden oft nicht frühzeitig erkannt.

„Durch die steigende Lebenserwartung und den zunehmenden Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft rückt auch das Wissen um die Behandlung psychischer Erkrankungen im Alter zunehmend in den Fokus der Betrachtung“, so Oliver Rosenthal, Leitender Arzt der Abteilung Seelische Gesundheit im Alter am Klinikum Wahrendorff.

Prof. Dr. Siegfried Weyerer, Leiter der Arbeitsgruppe Psychiatrische Epidemiologie und demographischer Wandel am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, sprach über den Gebrauch und Missbrauch von Alkohol und Medikamenten im höheren Lebensalter. Etwa ein Drittel der Alkoholabhängigen im Alter beginne erst nach dem 60. Lebensjahr mit dem Trinken. Vielen älteren Menschen fehle ein soziales Netzwerk. Risikofaktoren für den Missbrauch von Alkohol lägen oftmals in der Pensionierung, dem Tod des Partners, finanziellen Einbußen, körperlichen Erkrankungen und Schmerzen. Durch diese Risikofaktoren fällt die Erkrankung oftmals auch erst sehr spät auf, weil sich die Erkrankten nicht in einem sozialen Umfeld wie dem Arbeitsplatz, dem Straßenverkehr oder der Familie bewegen. Prof. Weyerer sprach von einer stillen Epidemie: „Die Zahl der Suchterkrankten wird sich bis 2020 mehr als verdoppeln und alkoholbedingte Demenzen nehmen zu.“

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Die Referenten des VII. Gerontopsychiatrischen Symposiums im Klinikum Wahrendorff (v .l .n. r.): Oliver Rosenthal, Andreas Dally, Dr. Wolfgang Becker, Dr. Claus Wächtler, Prof. Dr. Siegfried Weyerer. (Foto: Klinikum Wahrendorff)

Zu dem komplexen Thema „Depressionen und Suizidalität im Alter – erkennen, behandeln, vorsorgen“, brachte Dr. Claus Wächtler, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie, neue Erkenntnisse mit. Eine gedrückte Stimmung, der Verlust an Freude sowie Energiemangel oder eine starke Ermüdbarkeit stellten die Hauptmerkmale depressiver Störungen dar. Auch Schlafstörungen, Appetitverlust und Konzentrationsstörungen seien typische Begleiterscheinungen. Träten die beschriebenen Symptome im Alter auf, würden diese häufig von den betroffenen Personen selbst, aber auch von Ärzten oder Therapeuten als normale Reaktion auf die Verluste und Beeinträchtigungen des Alters bewertet. „Eine bessere Erkennung und Behandlung der Depression könnte viel Leid und viele Suizide älterer Menschen verhindern“, so Wächtler.

Quelle: Klinikum Wahrendorff