Zahnmedizin up2date 2015; 9(05): 388
DOI: 10.1055/s-0035-1558127
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bakteriämie – PVP-Jod-Lösung vor und während des subgingivalen Ultraschall-Scalings

Contributor(s):
D. Kuzmanova
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Publication Date:
21 September 2015 (online)

Sahrmann P, Manz A, Attin T et al. Effect of application of a PVP-iodine solution before and during subgingival ultrasonic instrumentation on post-treatment bacteraemia: a randomized single-centre placebo-controlled clinical trial. J Clin Periodontol 2015; 42: 632–639

Durch Trauma oder invasive zahnärztliche Eingriffe, aber auch durch Zähneputzen und Kauen können Mikroorganismen aus dem Mund in die Blutbahn gelangen und eine unterschiedlich stark ausgeprägte Bakteriämie verursachen. Nach subgingivalem Debridement im Rahmen der nicht-chirurgischen parodontalen Behandlung wird in 55–70 % der Fälle eine oral bedingte Bakteriämie beobachtet. Bei Risikopatienten kann die Bakteriämie zu einer infektiösen Endokarditis führen, was eine lebensbedrohliche Erkrankung darstellt. In solchen Fällen wird prätherapeutisch eine prophylaktische Antibiotikagabe empfohlen. Periinterventionell können lokale Antiseptika unterstützend eingesetzt werden. Das Ziel der vorliegenden randomisierten, monozentrischen, plazebokontrollierten klinischen Studie war es, die Auswirkung einer 10 %igen PVP-Jod-Spülung vor und während des subgingivalen Ultraschall-Scalings auf die Prävalenz und den Ausmaß der oral bedingten Bakteriämie bei Patienten mit moderater und schwerer chronischer Parodontitis zu untersuchen.

In die Studie mit Split-Mouth-Crossover-Design wurden 20 Patienten aufgenommen. Sie wurden angewiesen, vor Beginn der subgingivalen Instrumentierung den Mund eine Minute lang mit der zugeordneten Flüssigkeit, PVP-Jod-Lösung oder Wasser, zu spülen. Anschließend wurden die parodontalen Taschen mit der zugeordneten Flüssigkeit für eine Minute gespült und subgingival gereinigt. Das Ultraschall-Scaling der Testseite wurde mit PVP-Jod-Spülung und der Kontrollseite mit Wasserspülung durchgeführt. Dazwischen lag eine zweiwöchige Auswaschzeit vor. Drei Minuten nach Debridementbeginn wurde venöses Blut entnommen und mikrobiologisch untersucht. Folgende parodontale Parameter wurden erhoben: Plaqueindex (PI), Sondierungsblutung (BOP), Sondierungstiefen (PPD), durchschnittliche Fläche des parodontalen epithelialen Gewebes (PESA) und des entzündeten parodontalen Gewebes (PESA).

In der Testgruppe wurden signifikant weniger Bakterien als in der Kontrollgruppe festgestellt. Während in der Testgruppe keine anaeroben Bakterien gefunden wurden, betrug der Anteil dieser Spezies in der Kontrollgruppe 83 %. Eine oral bedingte Bakteriämie wurde in 10 der insgesamt 19 untersuchten Kontrollproben (53 %) und in 2 der Testproben (11 %) diagnostiziert.

Fazit Die Spülung mit PVP-Jod-Lösung während der nicht-chirurgischen Parodontitistherapie scheint die Inzidenz einer Bakteriämie zu reduzieren, jedoch nicht vollständig zu eliminieren. Das verwendete Antiseptikum könnte eine sinnvolle Ergänzung zur mechanischen Entfernung des bakteriellen Biofilms bei der Behandlung von Parodontitispatienten mit Endoprothesen oder bestehendem Endokarditisrisiko darstellen. Die Endokarditisprophylaxe, falls indiziert, kann dadurch nicht ersetzt werden.