Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2004; 32(03): 170-174
DOI: 10.1055/s-0037-1622409
Hund/Katze
Schattauer GmbH

Unerwünschtes Verhalten von Hunden beim Autofahren – Prophylaxe und Therapie

Undesirable behaviour of dogs in the car – prophylaxis and therapy
Dorothea Döring-Schätzl
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. M. H. Erhard) der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
M. H. Erhard
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. M. H. Erhard) der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung:

Verhaltensprobleme von Hunden beim Autofahren können sich in übermäßiger Vokalisation (Bellen, Jaulen), Unruhe und Stressreaktionen wie Zittern, Hecheln, Salivation usw. äußern. Als Ursache kommt Angst durch mangelnde oder schlechte Erfahrungen mit dem Autofahren in Betracht. Unruhe und Vokalisation im Auto können auch aufgrund der vielen und schnell wechselnden optischen und akustischen Reize, bei »freudiger Erregung« eines unausgelasteten Hundes oder in Zusammenhang mit territorialem Verhalten auftreten. Häufig wird das Verhaltensproblem durch das falsche Verhalten der Besitzer gefördert, z. B. durch deren Versuche, den Hund zu beruhigen, oder durch Schimpfen. Die beste Prophylaxe von Verhaltensproblemen ist das frühe und behutsame Gewöhnen von Welpen in der »sensiblen Phase« der Entwicklung (in den ersten drei Lebensmonaten) an das Autofahren. Besteht bei einem Hund ein Verhaltensproblem, muss es nach sorgfältiger Diagnosestellung ursächlich behandelt werden. Mithilfe eines Gewöhnungstrainings in kleinen Schritten (systematische Desensibilisierung) wird der Hund an die Situation des Autofahrens gewöhnt und unter Einsatz von Belohnungen wird ihm ein erwünschtes Alternativverhalten antrainiert. Es ist zu beachten, dass es sich bei jedem Verhaltensproblem um einen ganz individuellen Einzelfall handelt, der sorgfältig analysiert und therapiert werden muss.

Summary:

Dogs transported in cars may show behaviour problems like vocalisation (barking, howling), restlessness or displaying signs of distress like trembling, panting or salivation. A possible reason may be fear induced by insufficient or bad experiences with driving. Restlessness and vocalisation in the car may also occur due to multiple and rapid changes in optical and acoustical stimuli. Other reasons can be excitement of an unbalanced dog or barking in context of territorial behaviour. Often the behaviour problem is supported by the wrong reaction of the owner trying to calm the dog or scolding it. The best prophylaxis of behaviour problems is the early and gentle habituation of puppies in their »sensitive period« of ontogenesis (up to the age of three months) to driving by car. If a problem already exists, careful diagnosis and causal treatment are necessary. A stepwise training program (systematic desensitization) can get the dog used to the situation of driving. It will learn a desired alternative behaviour by earning a reward. It must be considered that every behavioural problem is an individual case that must be analyzed and treated carefully.

 
  • Literatur

  • 1 Campbell WE. Behavior problems in dogs. Santa Barbara: American Veterinary Publications; 1985
  • 2 Döring-Schätzl D. Institutsinterne Auswertung der Häufigkeit von Verhaltensproblemen in der verhaltenstherapeutischen Sprechstunde des Institutes für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Unveröffentlicht..
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