Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2006; 34(03): 172-177
DOI: 10.1055/s-0037-1622528
Hund/Katze
Schattauer GmbH

Dobermannhaltung in Deutschland: Ergebnisse einer Befragung

Teil 1: Aufzucht, Haltung und Erziehung der Hunde sowie Einstellung der BesitzerHousing of Doberman dogs in Germany: Results of a questionnairePart 1: Breeding, housing conditions, and training of the dogs and attitudes of their owners
D. Döring
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. med. vet. M. H. Erhard), Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
D. Sautter
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. med. vet. M. H. Erhard), Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
M. H. Erhard
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. med. vet. M. H. Erhard), Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
J. Unshelm
1   Aus dem Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene (Vorstand: Prof. Dr. med. vet. M. H. Erhard), Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingegangen: 08 September 2005

akzeptiert: 24 November 2005

Publication Date:
05 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel: m Zuge der Debatten um so genannte “Kampfhunde” wurde diskutiert, ob die Rasse Dobermann zu den “gefährlichen Rassen” zählt. Um Informationen über Aufzucht, Haltung und Erziehung dieser Rasse sowie über die Einstellung der Besitzer zu ihrem Tier zu erhalten und um zu erfahren, wie häufig aggressives Verhalten bei Vertretern dieser Rasse vorkommt, wurde eine Befragung von Dobermannhaltern durchgeführt.

Material und Methoden: Über den Deutschen Dobermannverein e. V. erfolgte der Versand von Fragebögen an Dobermannhalter. Zur Auswertung gelangten 185 ausgefüllte Fragebögen.

Ergebnisse: 93% der Hunde waren an der Rute, aber auch zwei Drittel an den Ohren kupiert, obwohl dies nach dem deutschen Tierschutzgesetz nicht erlaubt ist. Die Hunde stammten hauptsächlich aus einer Zucht mit Familienanschluss und aus Deutschland. Ihre Haltung erfolgte meist in ländlicher Gegend und häufig in einer Kombination aus Wohnungs-und Zwingerhaltung. Ihr Erziehungsstand war als überdurchschnittlich hoch zu bezeichnen. Drei Viertel der Hunde hatten eine Prüfung (meist Begleithundeprüfung) abgelegt, fast alle befolgten die Grundkommandos. Bei der Einstellung der Dobermannbesitzer fiel auf, dass der Großteil einen Hund mit kupierten Ohren und Rute wünschte und dass für sie in besonderem Maße das Aussehen der Rasse wie auch Schutzhundeigenschaften eine bedeutende Rolle spielten. Die Halter waren meist hundeerfahren, hatten sich vor der Anschaffung gut über die Rasse informiert und eine bewusste Rassenwahl getroffen. Fast alle Halter (96% von n = 183) waren der Meinung, dass der Dobermann zu Unrecht zu den “gefürchteten” Rassen zählt.

Summary

Objective: In the context of the public discussion about “dangerous dogs”, it was uncertain whether the breed Doberman belongs to the critical breeds or not. Questionnaires were sent to Doberman owners to sample information about breeding, housing conditions and training of their dogs in addition to the attitudes of the owners. Furthermore, it was questioned how often aggressive behaviour was seen in this breed.

Material and methods: With the help of the German Doberman Club (Deutscher Dobermannverein e. V.) the questionnaires were distributed to the Doberman owners. One hundred eighty-five completed questionnaires were evaluated.

Results: Ninety-three percent (93%) of all dogs were cropped on their tail and two thirds on their ears, although this is forbidden by the German Law on Animal Welfare. Most dogs were born and reared by small family breeders in Germany. They usually were housed in rural areas, often ina combination of indoors and kennel. The training level was exceptionally high: three out of four dogs had succeeded in an examination, mostly asa companion dog, and nearly all had a good basic obedience. The questions about the attitude of the owners revealed their demand for cropped tails and ears. The appearance of this breed and the protective character were very important to them. Most dog owners were experienced with dogs and were well informed before choosing a Doberman. Most owners (96% of n= 183) were convinced that the public opinion of the Doberman as a dangerous breed is not justified.

 
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