Nervenheilkunde 2012; 31(04): 237-245
DOI: 10.1055/s-0038-1628151
Neurophilosophie und Neuroethik
Schattauer GmbH

Neuropsychiatrische Gnadenfrist?

Zwischen Symptom und DiagnoseNeuropsychiatric grace periodbetween symptom and diagnosis
J.-H. Heinrichs
1   Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM), Ethik in den Neurowissenschaften (INM-8)-Forschungszentrum Jülich
,
U. Langenberg
2   Ärztekammer Nordrhein, Düsseldorf
,
W. Klitzsch
2   Ärztekammer Nordrhein, Düsseldorf
,
U. B. Barnikol
3   Forschungsschwerpunkt Neuromodulation, Klinik für Neurochirurgie, Universität zu Köln
4   Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM)-Neurobettenstation, Forschungszentrum Jülich
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Publikationsverlauf

Eingegangen am: 13. Oktober 2011

angenommen am: 04. Januar 2011

Publikationsdatum:
23. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung

Neue Diagnosemöglichkeiten für die Früh-diagnose der Demenz vom Alzheimertyp gewährleisten neben ihrer positiven NutzenSchaden-Bilanz für den Patienten hinsichtlich des frühzeitigen Beginns gezielter neuroprotektiver Therapien, die eine Abschwächung der Krankheitsprogredienz ermöglichen können, auch für die Kranken- und Pflegekassen initial Vorteile, da das hohe Kosten verschlingende fortgeschrittene Krankheitsstadium hinausgezögert werden kann. Aber mögliche Begleitschäden für die Lebensgestaltung des beunruhigten alternden Menschen sind zu beachten. Diesen Schäden kann vorgebeugt werden, indem die direkte Schlussfolgerung des Patienten von Diagnose- auf Therapiemöglichkeiten in frühzeitigen Patienten-Arzt-Gesprächen berücksichtigt wird, diagnostische Optionen für die Bestimmung des Schweregrads der Erkrankung eingesetzt werden, damit relevante präventions- oder therapeutische Parameter gewonnen werden, um den Erwartungsdruck des Patienten nicht über das Maß zu belasten und die Tendenz zur „sozialen Distanz“ gegenüber dem betroffenen Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen beach-tet und durch einen breiteren sozialen Kontext gelindert wird, wodurch für den Patienten erkennbar wird, dass er aufgrund bestehender sozial eingebetteter Versorgungsmöglichkeiten seinen Lebensabend nicht mit der Vorsorge für alle Eventualitäten seiner etwaigen späteren Erkrankung ausfüllen muss.

Summary

New diagnostic possibilities for early diagnose ensure not only its positive benefit-risk balance for patients in terms of the early beginning of a targeted therapy, that may allow a reduction of the disease progress, they also ensure advantages for health and nursing funds since the high costs devouring the collecting of the late stages of Alzheimer’s disease patients may be delayed. But also possible accompanying damages for the lifestyle of the aging person are to be noticed. These damages can be prevented by the direct conclusion of the patient is considered by diagnosis on therapy possibilities in early patient-physician conversations, diagnostic options are used exclusively for the differential-diagnostic clarification, diagnosis position and regulation of the severity degree of the illness, so that appropriate parameters relevant for therapy or relevant for prevention are won not to load too much pressure onto the patient and the „social distance“ compared with the growing patient’s group with neurodegenerative illnesses by imbedding in broader social contexts is relieved. Therefore is also recognizable for the patient, that he does not needs to fill his retirement years with the precaution for all eventualities of his possible subsequent disease because of the existing social patient-centered care.