Kinder- und Jugendmedizin 2009; 9(01): 42-48
DOI: 10.1055/s-0038-1629011
Kinder- und Jugendpsychologie
Schattauer GmbH

Teilleistungsstörungen bei Einschulungskindern

Eine differenzierte Analyse der Prävalenzen von Entwicklungsverzögerungen über einen ZehnjahreszeitraumImpairments of development in preschool childrenA different analysis of prevalences in development delays over a decade
H. L. Stich
1   Landratsamt Dingolfing-Landau, Abteilung Gesundheitswesen
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Publikationsverlauf

Eingereicht am: 26. November 2008

angenommen am: 02. Dezember 2008

Publikationsdatum:
25. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Langzeituntersuchung war es, unterschiedliche Teilleistungsstörungen bei Einschulungskindern quantitativ zu ermitteln. In der Summe fanden 11 284 Kinder der Einschulungsjahrgänge 1997-2007 Berücksichtigung. Basierend auf einem modifizierten „Bayerischen Modell“ für Schuleingangsuntersuchungen wurden zwölf Teilleistungsbereiche definiert. Mittels standardisierter Testverfahren wurden Häufigkeiten verschiedener Teilleistungsstörungen retrospektiv ermittelt.

Von allen Vorschulkindern waren beim Sprachrhythmus mit 3,2 % die wenigsten und bei der Sprachlautbildung mit 13,5 % die meisten Entwicklungsverzögerungen zu diagnostizieren. Bei nahezu sämtlichen Teilleistungsbereichen unterschieden sich die alters-, geschlechts- und nationalitätenspezifischen Prävalenzen signifikant. Auffallend waren die signifikanten Zunahmen von Teilleistungsstörungen der Motorik und Kognition.

Teilleistungsstörungen des Vorschulalters sollte ein verstärktes Augenmerk entgegengebracht werden. Es ist einzufordern, durch gesundheitsfördernde und präventive Maß-nahmen die Entwicklungschancen von Vorschulkindern zu verbessern.

Summary

The aim of long term study was to investigate quantitively different impairments of development in preschool children.

Completely 11 284 children of school entry age-groups 1997–2007 were examinated. Based on a modified “Bavarian Model” for school entry examination twelve areas of impairments were defined. By using standardised tests prevalences of different impairments were calculated retrospectively.

In all preschool children lowest prevalence of impairments was founded with 3.2 % in rhythm of speech and highest with 13.5 % in pronunciation. Nearly in all areas of impairments specific prevalences in age, sex and nationality differed significantly. Obviously, increasing of impairments in motoric and cognition were seen.

Impairments in preschool age should be paid a special attention. It is necessary to establish health-promoting and preventive measures to optimize chances of development in pre-school children.

 
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