Der Klinikarzt 2015; 44(12): 621
DOI: 10.1055/s-0041-109489
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Standard changing news Onkologie

Günther J Wiedemann
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Publication Date:
19 January 2016 (online)

Im Zuge der Onkologie-Serie im klinikarzt kommt in dieser Ausgabe mit dem Beitrag von Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie an der Charité, ein Thema zur Sprache, mit dem die meisten Kollegen sehr selten in Berührung kommen: Die Behandlung krebskranker Kinder. Denn diese werden in Deutschland fast ausnahmslos in 58 spezialisierten Zentren im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien behandelt. Nach den Vorgaben des G-BA müssen Kinder bereits bei Verdacht auf eine onkologische Erkrankung in ein kinderonkologisches Zentrum überwiesen werden. Was zunächst rundum positiv im Sinne einer optimalen Versorgung klingt, spiegelt aber gleichzeitig ein großes Problem der Kinderonkologie wider: Therapieoptimierungsstudien sind notwendig, weil der größte Teil der krebskranken Kinder unter Off-label-Bedingungen behandelt wird. Denn die an sich ja erfreuliche Seltenheit maligner Erkrankungen im Kindesalter hat zur Folge, dass es praktisch keine industriefinanzierten Therapiestudien gibt, die zur Zulassung eines Wirkstoffs explizit für Kinder führen könnten. Dennoch werden heute 4 von 5 der pädiatrisch-onkologischen Patienten geheilt. Das bedeutet aber auch, dass immer mehr Langzeitüberlebende eine oft Jahrzehnte umfassende Nachsorge benötigen, um Spättoxizitäten rechtzeitig erkennen und behandeln zu können. An einem strukturierten Angebot für dieses sehr spezielle Gebiet fehlt es in Deutschland jedoch bislang.

Eine weitere Steigerung der ohnehin schon hohen Heilungsraten in der Kinderonkologie ist möglicherweise von immer stärker individualisierten Therapieansätzen zu erwarten, seien es die schon länger eingesetzten targeted therapies oder die mit Macht auf den Markt drängenden Immuntherapien. Ihr Einsatz ist nicht denkbar ohne immer differenziertere Methoden der molekularen Diagnostik, die die pathologischen Institute vor große Herausforderungen stellen. Den hohen Ansprüchen werden vor allem die von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie zertifizierten Institute gerecht, die regelmäßig an Ringversuchen teilnehmen. Manfred Dietel, Direktor des Instituts für Pathologie der Charité, gibt einen Überblick darüber, was heute in hoch spezialisierten Einrichtungen schon möglich ist und was die Zukunft erwarten lässt.