Aktuelle Urol 2016; 47(05): 415-424
DOI: 10.1055/s-0042-108781
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retroperitoneoskopische Nephrektomie

R. Rabenalt
1   Klinik für Urologie, Universitätsklinik Düsseldorf, Düsseldorf
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Publication Date:
28 September 2016 (online)

Einleitung

Die minimalinvasive Nephrektomie hat sich zum operativen Standardeingriff sowohl bei benignen als auch malignen Nierenprozessen entwickelt und wird mittlerweile in den internationalen Leitlinien als Standard bei der Nephrektomie von Nierentumoren mit einer Größe von mehr als 7 cm angesehen. Im Vergleich zur offenen Nephrektomie zeigt diese Technik bei vergleichbaren onkologischen Langzeitergebnissen eine signifikant geringere Morbidität, geringere postoperative Schmerzen mit schnellerer Mobilisation, einen kürzeren Krankenhausaufenthalt sowie ein besseres kosmetisches Ergebnis.

Als Zugangswege existieren der transperitoneale (somit „laparoskopische“) und der retroperitoneoskopische Zugang. Letzterer bietet den Vorteil des schnellen und sicheren Zugangs zum Nierenhilus mit seinen Gefäßen, ohne die Notwendigkeit der Mobilisation von Nachbarstrukturen (z. B. des Kolons). Dadurch kann das Risiko intraabdomineller Komplikationen, wie z. B. eines paralytischen Ileus bzw. der Ausbildung von Darmädhäsionen verringert werden. Im Falle einer postoperativen Nachblutung und Hämatombildung verbleibt diese retroperitoneal und kann sich in der Regel im geschlossenen Kompartiment selbst tamponieren. Aufgrund des kleineren Raumes und der ungewohnten anatomischen Verhältnisse ist der retroperitoneoskopische Zugang mit einer entsprechenden Lernkurve behaftet. Im Vergleich dazu bietet der transperitoneale Zugang einen größeren Arbeitsraum, eine bessere Identifikation anatomischer Landmarken und durch größeren Abstand der Arbeitstrokare bzw. -winkel der Instrumente zueinander ein ergonomischeres Arbeiten. Er kann sich jedoch insbesondere bei Patienten mit abdominellen Voroperationen und postoperativen Verwachsungen sehr schwierig gestalten.

Beide Zugangswege bieten spezifische Vor- und Nachteile. Letztendlich konnte in einer randomisierten Untersuchung beider Techniken kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Komplikationsraten gezeigt werden. Im Folgenden wird die Technik der retroperitoneoskopischen Nephrektomie im Detail beschrieben.

 
  • Literatur

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