Aktuelle Urol 1999; 30(3): 157-162
DOI: 10.1055/s-1999-13312
ORIGINALARBEIT

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hat das Renin-Angiotensin-System (RAS) für die Entstehung von Nierenparenchymschädigungen eine Bedeutung?

Is the Renin-Angiotensin-System (RAS) Important for the Development of Renal Parenchymal Damage?K. Hohenfellner1 , P. Rohatsch1 , V. Kon2
  • 1Universitäts-Kinderklinik, Mainz
  • 2Pediatric Nephrology, Vanderbilt University Nashville, USA
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 1999 (online)

Zusammenfassung

In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, daß das Renin-Angiotensin-System (RAS) neben seinen bekannten Funktionen, der Aufrechterhaltung des Blutdrucks und der Regulation des Wasser- und Elektrolythaushalts, eine entscheidende Rolle für das Zellwachstum, die Zellproliferation und die Entstehung einer interstitiellen Fibrose einnimmt. Genpolymorphismen der Komponenten des RAS wurden mit mehreren kardiovaskulären und renalen Erkrankungen korreliert, im speziellen Variationen im Gen des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE). Der Polymorphismus besteht aus einer Insertion (I) oder Deletion (D) eines 287 bp Fragmentes im Intron 16. Er moduliert die zirkulierende und Gewebe ACE-Aktivität und beeinflußt so die Funktionen von Angiotensin II (ANG II). Eine Korrelation des ACE I/D Genpolymorphismus mit der Progression einer Nierenfunktionsstörung hat sich sowohl für Glomerulopathien, vor allem bei Diabetes mellitus und IgA-Nephropathie, wie auch für tubulointerstitielle Erkrankungen gezeigt. Patienten, die homozygot für das D Allele waren, hatten eine schlechtere Prognose als Patienten mit I/D oder I/I Variante. Diese Ergebnisse sind vor allem für Kinder mit einer urologischen Grunderkrankung von großer Bedeutung, in denen der tubulointerstitielle Schaden bedingt durch eine kongenitale Uropathie noch immer die häufigste Ursache für eine progressive Nierenfunktionsstörung darstellt. Die genetisch bedingte Variabilität der RAS-Wirkungen ist wahrscheinlich dafür verantwortlich, daß Nierenerkrankungen interindividuell unterschiedlich verlaufen.

Abstract

The renin-angiotensin system (RAS) is well known for its important role in maintaining blood pressure, water and electrolyte homeostasis. During the last few years additional functions in cell proliferation and differentiation, as well as tissue remodeling, have been ascribed to the RAS. Recently, several cardiovascular and renal diseases have been associated with genetic polymorphism in components of the renin-angiotensin system, particularly variations in the angiotensin-converting enzyme (ACE) gene that involve insertion (I) oder deletion (D) of a 287 bp fragment in intron 16. ACE I/D gene polymorphism has been shown to modulate circulating and tissue ACE activity, where it likely promotes angiotensin II actions. ACE I/D gene polymorphism has been linked to progressive deterioration of renal function, particularly glomerulopathies of diabetes mellitus and IgA nephropathy as well as to tubulointerstitial renal diseases. The D variant has been associated with worse outcomes. This is of great relevance to patients with urologic abnormalities, especially children, in whom tubulointerstitial involvement from urologic abnormalities constitutes a prominent cause of progressive renal damage. The genetically driven variability in the activity of the RAS may modulate the destructive processes and unterlie the variable outcomes observed among individuals with renal diseases.

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