Krankenhauspsychiatrie 2000; 11(2): 43
DOI: 10.1055/s-2000-11319
EDITORIAL

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

EditorialDie Psychiatrie hat ihre fachlichen und gesundheitspolitischen Ziele erreicht

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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Vor mehr als 10 Jahren gründete Professor Dr. Fritz Reimer mit einigen Gleichgesinnten und mit der Unterstützung von Frau Dr. Marlies Kuhlmann, der Leiterin des Enke-Verlags in Stuttgart, die Krankenhauspsychiatrie. Es war eine seiner zahlreichen Initiativen, die er mit sicherem Gespür auf den Weg gebracht hat.

Im allgemeinen kennt jeder Menschen, die einem gewogen sind, die einen nicht mögen - oder denen man gleichgültig ist. Für F. Reimer treffen nur die beiden ersten Varianten zu, mit vielleicht unterschiedlicher Häufigkeitsverteilung, wie er selber schmunzelnd zugesteht. Nur gleichgültig lässt er niemand. das lässt weder seine Person zu, noch der Drang, ständig etwas zu bewegen.

Und hier kann er nun in der Tat auf eine schier unfassbare Fülle von Aktivitäten jeglicher Art zurückblicken: als Arzt und Krankenhauspsychiater (Lobbyist für die Schwachen, für die chronisch Kranken, für die Krankenhäuser); als Wissenschaftler, Publizist („wenn Ihr viele Fehler macht, einen Fehler dürft Ihr nicht machen: Verscherzt es nie mit den Medien, mit der Presse”); als Referent und Autor zahlreicher Monographien und Sammelbände sowie hunderter von wissenschaftlichen Publikationen („es wären noch mehr geworden, wenn meine Frau nicht einige Manuskripte vernichtet hätte …”); als Vorgesetzter, Lehrer und Anreger (rund 700 wissenschaftliche Arbeiten aus seinem psychiatrischen Landeskrankenhaus, dessen mehr als zwei Dutzend Weinsberger Symposien zu praxisnahen Fragestellungen bundesweit bekannt geworden sind); zahlreiche Mitarbeiter in leitender Funktion oder erfolgreich in der Praxis; standespolitisch seit Jahrzehnten aktiv (z. B. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde, Bundesdirektorenkonferenz); beteiligt an wegweisenden Initiativen (Enquête-Kommission, Aktion Psychisch Kranke, psychiatrische Ost-West-Konferenzen nach der Wende, die Öffnung der Stationen, die Geschlechtermischung, der Aufbau der extramuralen Arbeitstherapie, die psychiatrische Intensiv-Station, gerontopsychiatrische Tagesstätten, Hilfsvereine u. a. m.).

Aber auch lokal und regional politisch aktiv, z. B. im Gemeinderat und Kreistag („unbequem, aber erfolgreich”). Sogar in Service-Clubs tätig. Und: Von der Administration zwar gefürchtet, aber notgedrungen auch geschätzt und gefragt - und deshalb letztlich mit zahlreichen Ehrungen versehen.

Ein besonderes Kapitel ist der „unbequeme Reimer” (angefeindet, aber immer wieder gewählt), vor allem aber der „Spötter Reimer”. Hier hat er wohl am meisten Heiterkeit und Zustimmung, aber auch Verbitterung ausgelöst (besonders wenn man ihm nur die Form, nicht den Inhalt vorwerfen konnte). Nie aber um persönlich zu treffen, stets ging es ihm um die Sache. So konnte er sich sogar rührend vor die Schwachen stellen, eben der „kontrastreiche Reimer”. Das weiß er übrigens alles auch - und bringt es selber auf den Punkt: „… dass ich vielleicht einiges falsch gemacht habe; trotzdem würde ich alles genauso wieder machen.” Das ist ein Wort, das ist „made in Reimer”.

So hat er vieles bewegt, dann aber auch stets die Kraft und Größe besessen, zur rechten Zeit Platz zu machen, um den weiteren Fluss zu garantieren. So auch als Herausgeber der Krankenhauspsychiatrie. Zur Ruhe kommt er ohnehin nie, wie er weiterhin beweist. Und so wird er es auch als Gründungs-Herausgeber halten, was wir uns alle wünschen - im Interesse der von ihm gegründeten Zeitschrift, der Psychiatrie und vor allem der psychisch Kranken.

V. Faust, Ravensburg-Weissenau[1]

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