Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2001; 36(3): 178-180
DOI: 10.1055/s-2001-11819-6
MINI-SYMPOSIUM
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Effektivität und Kosten-Nutzenverhältnis von Regionalanästhesieverfahren

T.  Koch
  • Klinik Anästhesiologie und Intensivtherapie,
    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. April 2004 (online)

Einleitung

Durch den zunehmenden Kostendruck im Gesundheitswesen drängt sich immer wieder die Frage nach der Effektivität und dem Kosten-Nutzenverhältnis verschiedener Anästhesieverfahren auf. Wirtschaftlichkeitsanalysen umfassen die Quantifizierung der Kosten (Input), die in Relation zu den Ergebnissen (Output) gesetzt werden. Im Gesundheitswesen kann jedoch keine alleinige Kostenminimierung angestrebt werden, sondern es sind stets die Qualität und das Outcome in die ökonomische Betrachtung mit einzubeziehen. Für eine exakte Beurteilung eines Anästhesieverfahrens muss jeweils die gesamte perioperative Phase analysiert werden. Denn die perioperative Morbidität und das Outcome werden ganz entscheidend durch die patho- und neurophysiologischen Auswirkungen des Eingriffes und die Interaktionen mit dem Anästhesieverfahren bestimmt.

Prinzipiell sind sowohl die Allgemeinanästhesie als auch die Regionalverfahren sehr sichere und effektive Verfahren. Durch die Entwicklung moderner Anästhesieverfahren konnte die anästhesiebedingte Sterblichkeit drastisch reduziert werden, obwohl sowohl Invasivität und Komplexität der chirurgischen Eingriffe als auch Alter- und Komorbidität der Patienten zugenommen haben. Periphere und rückenmarksnahe Regionalanästhesieverfahren zeichnen sich durch hohe Erfolgsquoten (90 - 100 %) bei einer geringen Inzidenz perioperativer Komplikationen aus [1]. Unter Abwägung von Nutzen, Risiko und Aufwand stellt sich die Frage, nach dem größeren Benefit von Regionalverfahren für den Patienten. Bislang konnte für keine Anästhesietechnik gezeigt werden, dass sie den übrigen generell überlegen ist. Bei der geringen Gesamtinzidenz schwerwiegender Anästhesie-assoziierter Komplikationen wird auch in Zukunft dieser Beweis sehr schwer zu erbringen sein. Hierzu wären groß angelegte randomisierte Studien mit sehr großen Patientenkollektiven erforderlich, die unter standardisierten Studienbedingungen analysiert werden. Vielmehr wird gefordert, dass bei der Beurteilung verschiedener Anästhesieverfahren diese nicht auf Mortalität sondern auf Verbesserungen der Anästhesiequalität im Sinne einer Reduktion der unerwünschten, den Patientenkomfort beeinträchtigenden, Nebenwirkungen überprüft werden müssen. Unter diesem Blickwinkel sprechen insbesondere neuere Daten für die Vorteile der Regionalanästhesie bzw. für die Kombination von Allgemeinanästhesie mit rückenmarksnahen Verfahren [2].

Literatur

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Prof. Dr. med. Thea Koch

Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Fetscherstraße 74

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