Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(11): 580
DOI: 10.1055/s-2002-22050-2
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erwiderung

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Wir danken Vogel für seine Leserzuschrift, in der wichtige Aspekte der Versorgung von Patienten mit tiefen Atemwegsinfektionen berührt werden. Es ist allerdings erforderlich, die angesprochenen Ebenen zu differenzieren.

Unsere Darstellung 1 bezieht sich ganz überwiegend auf die Diagnosestellung einer Pneumonie in der Praxis, nur ganz am Rande auf einzelne Maßnahmen zur Abklärung der Ätiologie einer tiefen Atemwegsinfektion bzw. Pneumonie. Schnelltests zum Nachweis einer Influenza-Infektion haben jedoch keine Bedeutung für die Diagnosestellung einer Pneumonie Folgt man einem Konzept, wie es die European Respiratory Society (ERS) vorgeschlagen hat, das also verschiedene Formen der Bronchitis und die leichtgradige Pneumonie in der Gruppe der tiefen Atemwegsinfektionen vereint (»Lower respiratory tract infections, LRTI«), dann könnte ein Influenza-Schnelltest (evtl. zusammen mit Schnelltests auf andere Erreger) unabhängig von der Diagnosestellung einer Pneumonie einen Platz in der ambulanten Versorgung dieser tiefen Atemwegsinfektionen finden. Andernfalls muss für die Gruppe der Patienten mit »Bronchitis« und »Pneumonie« getrennt gefragt werden, welchen Stellenwert ein Influenza-Schnelltest bzw. andere Tests jeweils einnehmen können. Bisher ist lediglich gesichert, dass die frühzeitige Therapie der Influenza die Morbidität signifikant verkürzen hilft. Eine Senkung der Letalität ist möglich, aber nicht gesichert. Insbesondere ist der Stellenwert einer antiviralen Therapie der Influenza-Pneumonie schlecht dokumentiert. Entsprechend taucht eine antivirale Therapieempfehlung noch in keiner der aktuellen nationalen oder angelsächsischen Leitlinien zur Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie auf. Aus unserer Sicht muss vor einer Empfehlung, den Influenza-Schnelltest in der ambulanten Versorgung tiefer Atemwegsinfektionen generell durchzuführen, genauer definiert werden, in welchen Situationen der Schnelltest und die umgehende Therapie ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Ergänzend dazu müssen Risikopopulationen definiert werden, die von einer antiviralen Therapie mehr als nur durch eine Verkürzung der Krankheitsdauer profitieren. Es bleibt dann die Frage, inwieweit »Bronchitis« und »Pneumonie« gemeinsam bzw. getrennt betrachtet werden müssen. Dessen ungeachtet stimmen wir Prof.Vogel in vollem Umfang zu, dass Schnelltests (auch auf andere Erreger) möglicherweise geeignet sind, die jetzt gültigen bzw. praktizierten überwiegend empirischen Behandlungsalgorithmen herauszufordern. Hier bleibt jedoch noch viel Forschungsarbeit zu leisten.

Literatur

  • 1 Ewig  S, Magnussen H. Pneumoniediagnose in der Praxis auf dem Prüfstand. Wie viel Diagnostik ist erforderlich?.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1373-1378
  • 2 Anonym. Abstractband 10. Internationales Wartburgkolloquium - 1. Deutscher Influenzakongress. »Die Influenza - jedes Jahr ein Influenzajahr« 8.-10. Oktober 2001 auf der Wartburg bei Eisenach

Priv.-Doz. Dr. med. S. Ewig

Medizinische Poliklinik der Universität Bonn

Wilhelmstraße 35

53111 Bonn